dem mond geht es gut von Paulina Czienskowski

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Dem Mond geht es gut Paulina Czienskowski Rezension

„Dem Mond geht es gut“ ist wieder ein Roman über Mutterschaft und Frau sein, diesmal in einer sehr poetischen und sehr introspektiven Form. Nach ihrem viel gelobten Debütroman „Taubenleben“ ist es der zweite Roman der Berliner Autorin Paulina  Czienskowski.

Die Ich-Erzählerin ist eine junge Frau und gerade Mutter geworden. Nach der Geburt überfluten sie komplexe Gefühle und Gedanken  – nicht nur über die Liebe zu ihrem Kind, sondern auch über sich selbst, ihre eigene Mutter und Großmutter. Die Veränderungen in ihrem Leben bringen nicht nur Verantwortung, sondern auch Unsicherheit, Zweifel und eine tiefe Sehnsucht nach Verstehen.

In fragmentarischen, poetisch verdichteten Momentaufnahmen und Gedanken versucht sie, ihre neue Identität zu greifen – als Mutter, als Tochter und als Enkelin, als Teil einer weiblichen Linie, in der das Schweigen oft lauter war als Worte. 

„Und genauso erzählen sich doch Erinnerungen, denke ich, nie von Anfang, nie bis Ende, fortlaufend flackern sie, kurzatmig.“

mehrstimmiges Echo

In ihren Erinnerungen tastet sie sich an ihre Vergangenheit heran. An das, wofür ihre Mutter und davor ihre Großmutter nie Worte gefunden haben.

„Da ist dieses fortlaufende Gespräch, dieses nie endende Gespräch, das irgendwann anfängt, vor Jahrhunderten, Tausenden von Jahren wahrscheinlich. Aber immer da, denke ich, da knüpfen wir an, du und ich und Oma auch. Wir fließen und wachsen, schreiben eine der vielen möglichen Fortsetzungen.“

Ich finde unendliche viele wunderschöne Stellen in Czienskowskis Roman, alle sehr reflektiert und tiefgründig. Mir gefällt diese Vorstellung einer maternellen Linie an Erfahrungen und Empfindungen über Mutterschaft, Herkunft und ambivalenter Bindung und Liebe. Und der Roman ist voll von fast philosophischen Sätzen, über deren Gehalt ich nachdenken kann 

„Entbinden von Losbinden, Befreien, Absolution, frei von allen Sünden werden, dabei bedeutet zu entbinden ja im selben Moment, verantwortlich für ein Leben zu werden, verantwortlich für den Tod, auch für den eigenen.“

Dennoch kann ich die Tiefe der Gedankengänge der Erzählerin nicht immer ganz nachempfinden, zu pragmatisch und andersartig sind meine eigenen Erfahrungen mit Elternschaft.

So fehlte mir manchmal der Zugang oder vielleicht auch die Geduld, komplett in die vielschichtigen und transgenerationalen Gefühlswelten einzutauchen.

Deswegen würde ich sagen, dass „dem mond geht es gut“ schon ein Roman ist, auf den du dich einlassen musst und für den es vielleicht auch die entsprechende Stimmung braucht und der sich eher nicht für den abendlich Eskapismus nach der Arbeit eignet.

  • Paulina Czienskowski
  • Dem Mond geht es gut Paulina Czienskowski Klappentext

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