Ich LIEBE die Romane von Lize Spit! Ich liebte die krasse und unglaublich abgefahrene Geschichte von „Und es schmilzt“ und ich liebte die Spannung und die psychologische Tiefe von „Ich bin nicht da“. Jetzt waren diese beiden Roman dicke Wälzer, die sich für den Plotaufbau und die Figurentwicklung viel Zeit nahmen.
Als ich die Seitenzahl von „Der ehrliche Finder sah“ war ich kurz skeptisch, ob auf dieser Kurzstrecke die Erzählkraft von Spit zur Entfaltung kommt.
Aber jetzt, nachdem ich den Schluss mit Gänsehaut gelesen habe, weiß ich, dass es funktioniert hat.
Als Protagonisten hat sich Spit diesmal einen vorpubertären Außenseiterjungen ausgesucht: Jimmy, der seine Freizeit gerne mit dem Sammeln von Flippo Chips und dem Ausdenken von Fantasiegeschichten verbringt. Dann kommt Tristan in seine Klasse, ein Flüchtlingskind aus dem Kosovo, das neben Jimmy gesetzt wird. Auf den wenigen Seiten skizziert Spit die Kindheit der beiden Außenseiter und die Geschichte einer Freundschaft, die beide über ihre Einsamkeit und Ausgrenzung hinweghilft.
Underdogs united
Mir gefällt es sehr, wie unglaublich subtil Spit unterschwelligen Fremdenhass themasiert und wie nuanciert sie die nicht ganz immer reine Gedankenwelt Jimmy beschreibt.
Natürlich braut sich ein Unheil über der Freundschaft zusammen, denn der großen Familie von Tristan droht die Abschiebung…
„Der ehrliche Finder“ ist nicht krass und abgefahren, dennoch gelingt es Spit wieder mit kleinen, eigentlich unspektakulären Alltagsereignissen eine Spannkraft zu erzeugen, die mich immer auf die großen Knall warten lässt, der unweigerlich kommen muss.
Falls du noch kein Buch dieser belgischen Autorin gelesen hast, eignet sich „Der ehrliche Finder“ optimal als Einstieg. Es lässt sich super in einem Rutsch durchlesen und schließt mit einem intensiven Abgang!
Ich freue mich bereits auf weiteren Stoff von Spit, aber dann hoffentlich wieder in größerer und länger anhaltender Seitenzahl.
Ein großes Dankeschön an den S.Fischer Verlag, der mir das Lesen und diese Rezension mit einem Rezensionsexemplar ermöglicht hat! Danke und viel Erfolg natürlich auch an Lize Spit für ihren Roman.
Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen
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