◾️Dieser Roman muss während meiner langjährigen somnambulen Lesepause erschienen sein. Seit ich wieder unter den lebendigen Leser*innen bin, liebe ich es mich bookfluencen zu lassen, und so bin ich auf diesen abgefahrenen belgischen Roman gestoßen (credits to @buecher.am.meer, merci!).
◾️Meine spontane Reaktion nach dem Beenden des Hörbuchs: Alter, WTFCK!
Mir ist klar, dass der Roman polarisiert, aber ich war einfach nur …weggeblasen! Dieses Hörerlebnis wird in meinem Kopf noch so einige Zeit alles überstrahlen.
◾️Es fängt alles ganz harmlos an. Ich dachte, ich hätte eine ganz nette female coming-of-Age Geschichte aus Belgien vor mir. Die Verhältnisse, in den die Ich-Erzählerin Eva in einem belgischen Dorf aufwächst, sind prekär, beide Eltern schwer alkoholabhängig und nicht in der Lage sich angemessen um ihre drei Kinder zu kümmern.
◾️Dass in Evas Jungend etwas (Schlimmes?) vorgefallen sein muss, ist schon früh klar. Warum sollte sie sich die mittlerweile erwachsene Eva sonst mit einem Eisblock im Kofferraum auf den Weg in ihr altes Dorf machen und klare Tendenzen zum selbsterniedrigenden Verhalten zeigen?
In nicht zeitlich stringenten, sondern eher episodenhaften Rückblicken tauchen wir sehr gemächlich immer tiefer in Evas Erinnerungen ein.
Später werden selbst die anfangs noch harmlos erscheinenden Episoden wie Puzzelstücke in einen furchtbaren Kontext fallen.
◾️Ich werden ganz langsam in Evas Geschichte hineingezogen, lerne ihre Freunde Pimm und Laurens kennen und ihre Schwärmerei für diverse Freundinnen. Ich habe mich gefragt, ob Eva eventuell auf Frauen steht, oder ob das nur der tief in ihr verankerte Male gaze ist, der sie in dieser Art über ihre Geschlechtsgenossinen denken lässt.
Eine der vielen subtilen Fragen, die in meinem Kopf aufpoppen und die den Roman in meinen Augen so gut und vielschichtig machen.
◾️Einfach fesselnd, Spits Schreibstil. Sie beschreibt die Szenen in einer derart detaillierten expliziten Körperlichkeit, dass nichts der Phantasie überlassen bleibt. Sei es die Szene, wie ein Ping Pong Ball aus einem Kuhafter geholt werden soll, sei es die Vorstellung wie ein Jungendlicher in der Jauchegrube ertrunken sein könnte. Um hier zwei der harmloseren Szenen zu erwähnen.
◾️Dieser Roman hat mich einfach furios aufwühlend unterhalten. Eine eindeutige Lese- bzw. Hörempfehlung von mir.
Ich möchte mir jetzt unbedingt auch noch den neueren Roman von Lize Spit „Ich bin nicht da“ besorgen!
Aus dem Niederländischen übersetzt von Helga van Beuningen
Fulminant gelesen von Anna Thalbach (@annathalbach)
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