Heute will ich euch ein weiteres Buch empfehlen, dass auf meiner Long-Time Wunschliste stand. Gelandet war „Ich bin nicht da“, dieser zweite Roman von Lize Spit, dort nach ihrem fulminanten, radikalen Highlight Debüt „Und es schmilzt“.
Auch dieser Roman konnte mich überzeugen und begeistern. Spit hat einfach einen derart körperlichen und plastischen Schreibstil, dass er direkt unter die Haut geht.
In „Ich bin nicht da“ thematisiert Lize Spit vordergründig psychische Erkrankungen, doch es noch stecken viele tiefere Schichten in diesem spannenden und tiefgründigen Roman.
Geschrieben ist er in der Ich-Perspektive von Leo, die schon viele Jahre mit ihrem Lebensgefährten zusammen ist und mit dem sie zusammen lebt. Ihre Beziehung ist liebevoll und innig und sie leben einen völlig normalen Alltag, die nächsten Schritte wie Hochzeit und Kinder sind bereits beschlossen und geplant.
Doch die Persönlichkeit ist oft nicht so in Stein gemeißelt, wie wir das gerne glauben. Manchmal reicht ein kleiner Auslöser oder ein paar falsch geschaltete Gehirnsynapsen um das alles zu verändern.
Genau das passiert mit Simon. Schritt für Schritt scheint er sich in einen anderen Menschen zu verwandeln. In einen Menschen, den Leo nicht kennt. Simon verliert sich immer mehr in abgefahrene Ideen, er fühlt sich verfolgt und äußert die abstrusesten Verschwörungstheorien.
Auf zwei Zeitebenen, die sich am Ende treffen werden, lässt Spit in einem kaum auszuhaltenden Count-down einen Wettlauf gegen die Zeit ablaufen, denn Simon scheint zu allem fähig. Das hat er bereits gruselig bewiesen.
Die ersten drei viertel des Roman lesen sich vielleicht etwas gemächlich, dafür steigert sich das Tempo im letzten Viertel enorm. Die letzten Seiten mit dem Schluss sind sehr berührend und traurig.
Im Gegensatz zu „Und es schmilzt“ finde ich den zweiten Roman von Spit weniger radikal, weniger abgefahren und das WTFK Gefühl kickt nicht so stark. Dafür punktet dieses sehr psycho-detailliert ausgearbeitete Buch mit mehr Nähe zur Realität, mehr down-to-Earth, weniger reißerische Effekte.
Beide Romane sind unvergleichlich intensiv und lesenswert.
Definitiv eine Leseempfehlung!
Erschienen ist „Ich bin nicht da“ beim S. Fischer Verlag und wird bald als Taschenbuch erhältlich sein.
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