Als ich sah, dass Norman Ohler ein neues Buch mit dem Titel „Der stärkste Stoff“ veröffentlichen wird, war mir klar, dass es sich wieder um Drogen handeln wird. 

Und natürlich das ich es lesen muss!

Bereits sein Buch „Der totale Rausch“ mit dem Untertitel „Drogen im dritten Reich“ hat mich nachdrücklich beeindruckt.

Sein aktuelles Buch steht ganz im Zeichen einer besonders starken Wirksubstanz. Es beschäftigt sich mit dem Halluzinogen LSD, einem Psychedelikum und mittlerweile synthetisch hergestelltem Mutterkornalkaloid.

“ »Sein fesselnder Bericht, so viel darf man vorwegnehmen, ist nicht im Sinne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung geraten. Ohler hat einen Wissenschaftskrimi geschrieben.« ” Werner Bartens, Süddeutsche Zeitung , 6. September 2023

Ohlers Recherchen sind so abenteuerlich wie gründlich. Er nimmt mich nicht nur mit in die Archive des Schweizer Pharmaunternehmens Sandoz (heute Novartis), wo LSD erstmals synthetisiert wurde, sondern teilt auch seine privaten Berührungspunkte mit der Droge. Ohlers Mutter ist an Demenz erkrankt und bei neuronalen Erkrankungen gilt LSD mittlerweile selbst in Medizinerkreisen als vielversprechendes Heilmittel. Doch das große therapeutische und medizinische Potential bei Demenz und und Alzheimer kann ohne nähere Untersuchungen noch nicht ausgeschöpft werden.

Warum diese Wirkstoffgruppe erst seit kurzem wieder eine Renaissance erlebt, nachdem es viele Jahre in der Drogenprohibition versunken war, ist nur eine der Fragen die Ohler beleuchtet.

Psychedelische Drogen: Waffe, Rauschmittel, Medikament

Besonders faszinieren mich die geschichtlichen Rückblicke auf die anfänglichen Rezeption von LSD in den USA in den Anfängen des kalten Krieges bis in die 70er. Ohler erzählt von den MKULTRA Menschenversuchen bis hin zum Einfluss der psychedelischen Droge auf Literatur, Musik und Popkultur. Selbst auf den amerikanischen Präsidenten hatte die gesellschaftlsverändernde psychedelische Bewegung eine gewissen Wirkung.

Doch wie so oft, manifestierte sich auch zu dieser Bewegung mit zunehmenden Einfluss eine entsprechende Gegenbewegung…

Ohler gelingt in „Der stärkste Stoff“ einen ebenso informativen wie unterhaltsamen Rundumschlag über einige interessante Kapitel der Zeit- und Pharmaziegeschichte. Wie selten in Sachbüchern gelingt Ohler die perfekte Verbindung von seriöser Informationsvermittlung und populärwissenschaftlicher Unterhaltung.

Für mich ein echtes Sachbuch Highlight!

Vielen Dank, lieber Kiwi Verlag für die Zusendung des von mir sehr gewünschten Rezensionsexemplars und an Norman Ohler für sein Buch.

Wie auch schon bei „Der totale Rausch“ möchte ich auf die vom Autoren äußerst kurzweilig selbst eingesprochene Hörbuchversion vom Argon Verlag hinweisen. Sehr hörens- und empfehlenswert!