Die Postkarte von Anne Berest

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Die Postkarte Anne Berest Rezension

Ich zögere noch, meine Worte für diese Rezension zu „Die Postkarte“ zu wählen. Die Angst, diesem Roman von Anne Berest nicht gerecht zu werden, lähmt mich. Ich möchte so gerne klar machen, wie sehr und wie emotional mich dieses Hörbuch berührt hat!

Eine solch gelungene Mischung aus spannender Spurensuche, Zeit- und Familiengeschichte und Selbsterkundung finde ich sonst selten. Zudem von Berest in einer literarischen Form und einem solch gelungenen Aufbau ausgearbeitet, dass ich mich unmöglich entziehen kann.

Eine Postkarte mit den Namen von vier Angehörigen Berests, die in Ausschwitz ermordet wurden, wird 2003 an ihre Mutter geschickt, ohne Absender oder weitere Information. 

Ephraim

Emma

Noemie

Jacques 

Berests Mutter Lelia konnte in der Vergangenheit schon einige Informationen über die tragische Geschichte der jüdischen Familie Rabinowicz ihrer Mutter Miriam sammeln. Ursprünglich aus Russland stammend, zwingen Anfeindungen und Restriktionen die Familie schon lange vor der Nazi Zeit auf eine Wanderschaft durch Europa.

Ein generationenüberspannendes Trauma, das bis heute anhält.

Schließlich landet die Familie Rabinowicz in Paris, Frankreich, wo die beiden Schwestern Miriam und Noemi in die gleiche Schule gehen, die auch Anne Berest Jahrzehnte später besuchen wird.

Doch die Familie ist den Anfeindungen nicht entkommen, wie eine Krankheit breitet sich der National Sozialismus bis nach Frankreich aus. Und mit ihm seine Verbrechen und Grausamkeit, die nicht mit der Menschlichkeit vereinbar sind und unsere Vorstellungskraft und unsere Herzen sprengt.

Gelungener Genremischung aus (Auto-) Biografie und Zeitgeschichte

Es ist für mich ein sehr schmerzhaftes Hörbuch und es schnürt mir mehrmals die Kehle zu. Kaum zu ertragen die Schilderungen der Situation der Mütter mit ihren Kindern in den Deportationslagern in Frankreich. Oder die der, aus den Vernichtungslagern zurückkommenden zerstörten Körpern und Seelen. Dabei ist Berests Schreibstil nie lenkend, sondern bewahrt eine neutrale Distanz, die umso mehr Kraft entfaltet, da sich meine Gefühle aus meiner eigener Vorstellungskraft nähren können. 

Anne Berest schreibt mit ihrem Roman gegen das Vergessen. Eine Geschichte, die mir tief unter die Haut geht und so bei mir für lange bleiben wird!

Ein Erlebnis und eine unbedingte Hörbuchempfehlung!

Aus dem Französischen von Amelie Thoma und Michaela Meßner.

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Eine Antwort zu „Die Postkarte von Anne Berest“

  1. […] Hörbuch „Mameleben“ reiht sich für mich zwischen „Die Postkarte“ von Anne Berest und „I`m glad my mom died“ von Jenette McCurdy ein und ist doch komplett anders […]