Nach dem Beenden von „Die Unbußfertigen“ habe ich noch Fragen. Viele Fragen.
Warum haben alle Figuren so geredet, als äßen sie feministische Instagram Kacheln zum Frühstück? Warum gelangen in dem Roman die meisten Figuren durch ein intensives Gespräch so schnell zur Katharsis, während du dir im wirklichen Leben den Mund fusselig reden kannst?
Und warum bin ich mit den Dialogen des Romans derart unzufrieden und hatte doch ziemlichen Spaß dabei?
Aber von vorne: nach dem Sachbuch „Migrantenmutti“, das ich supergenial fand, legt Elina Penner jetzt mit „Die Unbußfertigen“ ihren zweiten Roman vor.
Penners Vorliebe für Reality TV Shows kennen ich schon von ihren Texten auf ihrem Blog „Hauptstadtmutti“ und ihrem Instagram Account. Auch in „Migrantenmutti“ erzählt sie äußerst unterhaltsam von ihrer Liebe zu „Frauentausch“.
Jetzt ist ein ganzer Roman daraus geworden, denn in einer (nicht so weit enfernten) weitergedachten Zukunft treffen sich zehn verschieden Menschen, auf dem Weg in abgelegenes Herrenhaus. Sie alle haben keine Ahnung was sie dort erwartet, sie folgen den Einladung eines neuen und erfolgreichen Social Media Kanals, auf dem sie alle den höchsten Rank belegen.
Abrechnung mit Social Media
Die zehn Menschen sind zehn Internet Steretype, die wir alle kennen: die sexy Fitfluencerin, die Momfluencerin, der Lovescammer, der gemeine Kommentator, der gnadenlose Rezensionenschreiber, um nur ein paar zu nennen.
Natürlich ahnt die aufmerksame Leserin, dass es sich bei den Figuren um Kanditat*innnen für ein neues Realtity TV Format handelt und so ist es auch. Bis es die Kandidat*innen allerdings selbst herausfinden, braucht es allerdings eine Weile.
Jede*r der Kandidat*innen hat ein dirty, little secret und es dauert nicht lange, bis diese an Tageslicht kommen. Ziel der Show ist es nämlich, wie der Titel des Romans es bereits nahelegt, dass die Kandidat*innen ihre Sünden bereuen.
Penner würzt das ganze ausgiebig mit Anspielungen auf diverse popkulturelle Trends und TV Shows, von denen mir sicherlich viele entgehen. Denn bis auf die Kolumnen im Spiegel von Anja Rützel (und natürlich denen von Elina Penner selbst) habe ich mit Reality TV eher weniger Berührungspunkte.
Das macht aber gar nichts, der Roman ist rasant erzählt und macht mir Spaß, dringt bei mir aber auf Grund der konstruierten Dialoge und der oben erwähnten bleibenden Fragen nicht wirklich in tiefere Bewusstseinsschichten vor.
Wenn du also Unterhaltung suchst, könnte Penners „Die Unbußfertigen“ was für dich sein. Wenn du allerdings nach bitterbösen und feministischen gesellschaftlicher Abrechnung in Form von einer geschriebenen Reality TV Show sucht, dann verweise ich dich lieber auf „Hotel Love“ von Petra Piuk.
Ein großes Dankeschön an die Aufbau Verlage für das Rezensionsexemplar mit dem knalligen Cover. Danke und viel Erfolg an Elina Penner für ihren neuen Roman!





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