Okay, ich mache es gleich kurz und schmerzhaft: „Drei Wochen im August“ war für mich ein Flop.
Leider.
Ich muss wirklich sagen, dass mich bis zum Schluss durch die über 300 Seiten gequält habe, in der Hoffnung, ich könnte noch irgendwas aus dem Buch mitnehmen, aber das ist mir einfach nicht gelungen.
Ich bin wahrscheinlich auch mit komplett falschen Erwartungen in den Roman gestartet, woran der Klappentext schuld ist, der mir eine Art psychologischen Spannungsroman verspricht. Von inneren und äußeren Bedrohungen ist die Rede, es soll sogar ein Mädchen verschwinden.
Ich verstehe warum der Klappentext so formuliert ist, schließlich soll sich der Roman verkaufen, er verfälscht aber die Gewichtung der tatsächlich beschriebenen Themen.
Drei Wochen im August – können sich hinziehen
Nina Bußmann platziert die Handlung ihres vierten Roman in ein äußerst atmosphärisches und interessantes Setting: wir befinden uns in einem abgelegenen Ferienhaus in Frankreich. Es ist August und es ist heiß, die Waldbrände lodern bereits in einiger Entfernung. Elena macht dort mit ihren beiden Kindern Linn und Rinus Urlaub. Mit dabei sind auch eine Feundin der Teenagertocher Linn und Elenas Freundin Eve.
Freundin?
Eve ist …ja was eigentlich? Tagesmutter, Haushälterin, früher hätte man sie vielleicht als Gesellschafterin bezeichnet. Fakt ist, sie wird von Elena bezahlt. Auch den längeren gemeinsamen Urlaub verbringt Eve mit der Familie nicht aus Freude an der gemeinsamen Zeit, sondern sie wird für ihren Aufenthalt in dem Ferienhaus in Frankreich bezahlt.
Geld, Abhängigkeiten und Machtverhältnisse sind ein wichtiger Aspekt in Bußmanns Roman, den sie immer wieder in unterschiedlichen Konstellationen aufgreift. Dabei spielt nicht nur das wirtschaftliche Machtgefälle eine Rolle, sondern auch die Macht, die Attraktivität und sexuelle Anziehung verleihen können.
Bußmann schreibt im Wechsel aus Elenas und Eves Perspektive, doch mir fällt es zum Teil schwer, die beiden Frauen zu unterscheiden. Ihre Rollen, die sie in der Kleinfamilie übernehmen, verschwimmen.
Auch die Rolle des mutmaßlichen Hausfaktotums Ilyas ist nicht ganz klar. Später kommen noch weitere Akteure mit unklarem Handlungsauftrag hinzu. Klar ist dagegen, der Druck auf die beiden Protagonistinnen und ihre Kinder wächst. Symbolisch für die inneren Spannungen rückt auch die Bedrohung von außen immer näher. Die Feuer sind nicht mehr kontrollierbar, genauso wenig die Teenager*innen in ihrer Unberechenbarkeit. Ebenso wird allmählich klar wie es um die Ehe der bisexuellen Elena wirklich steht.
Das wäre alles eigentlich schon ziemlich interessant, ist aber für meinen vielleicht etwas schlichten Geschmack viel zu langweilig ausgearbeitet.
Außerdem kann ich die Handlungsmotivation der Figuren kaum nachvollziehen, sondern nur beobachten, anstatt sie zu verstehen.
kein Pageturner wie im Klappentext versprochen
Meine mangelnde Begeisterung für den neuen Roman von Nina Bußmann muss ich auch hier wieder alleine auf meine individuelles Unvermögen, die Qualität ihres Schreibens zu erkennen und zu würdigen, schieben. Bußmann ist eine mehrfach preisgekrönte und mit renommierten Stipendien ausgezeichnete Schriftstellerin, und sicher wird ihr neuer Roman in den Feuilletons umfangreich und weitaus fachkundiger besprochen werden.
Für mich persönlich war das aber leider eine überaus zähe und langweilige Lektüre, bei der ich abschließend fast froh war, sie beendet zu haben um mich wieder anderen Büchern zu widmen.
Vielen lieben Dank an den Suhrkamp Verlag für das optisch ansprechende Rezensionsexemplar. Natürlich trotzdem danke und viel Erfolg an Nina Bußmann für den Roman!
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