Ich bin ein French Ultra. Ich liebe, liebe, liebe die Romane von Tana French! Ich glaube, ich habe alle gelesen.
Tana French ist für mich die Verkörperung von gelungener Spannungsliteratur. Offiziell schreibt French “Kriminalromane von mächtiger Spannung und Schönheit”.
Aber genug der Werbung. Kommen wir zur neutralen, unvoreingenommenen Rezension von “Feuerjagd”. French schreibt normalerweise Romane, die jeweils mit komplett neuer Plotline und Protagonstin*innen als Einzelband stehen. Es gibt zwar manchmal kleine Querverbindungen und Anküpfungspunkte zu ihren anderen Büchern, die du aber nur bemerkst, wenn du mit ihren Büchern sehr vertraut bist.
In “Feuerjagd” kehrt French das erste Mal zu einem Setting zurück. Ich treffe auf die gleichen Personen und das gleiche Dorf, das ich schon aus “Der Sucher” kenne. Das macht mich erst skeptisch, weil ich nicht gerne Fortsetzungsgeschichten lese.
Aber natürlich funktioniert “Feuerjagd” für mich einfach fantastisch.
Im folgenden könnten Hinweise auf die Handlung von “Der Sucher” enthalten sein. Wenn du dich für “Feuerjagd” interessierst, empfehle ich dir, erst den Vorgängerroman zu lesen.
French kehrt in das irische Dorf Ardnakelty zurück, dass schon in “Der Sucher” im Zentrum der Handlung stand.
Cal, ein Ex-Cop aus Amerika, lebt mittlerweile seit über zwei Jahren in dem kleinen, eingeschworenen Ort und konnte seinen Status als Zugezogener aufbessern. Trey ist mittlerweile 15 und mit Cals Unterstützung auf dem besten Weg in ein geordnetes Leben. Beide erledigen zusammen Schreinerarbeiten für das Dorf.
Mit der Rückkehr von Treys Vater Johnny in das Dorf kommt Dynamik in die Geschichte und in das irische Lokalkolorit.
In Johnnys Begleitung ist ein reicher Engländer, der behauptet, in den Bergen und unter den Ländern von Ardnakelty gäbe es eventuell unerschlossene Goldvorkommen.
Bekannt wirkender Plot in neuer und spannender Variation
Was sich so formuliert wie eine uralte Räuberpistole anhört, verwandelt sich unter French’s Feder in ein doppelbödiges Hütchenspiel, bei dem sich die Figuren gegenseitig ausspielen wollen.
Auch wenn in French’s Romanen oft Ermittler*innen und Kriminalpolizei vorkommt, arbeitet sie ohne den klassischen Ermittlungsplot. Und auch in “Feuerjagd” gibt es lange keine Toten oder Ermittlungen, was der Spannung keinen Abbruch tut.
French’s Spannung lebt von den Psychogrammen ihrer Figuren und wird in ihren Ardnakelty-Romanen hauptsächlich von den ganz eigenen Dynamikem des Dorfes und der Beziehung zwischen Cal und Trey vorangetrieben.
Komischerweise mag ich Cal und die Dorfbewohner*innen, obwohl ich behaupten würde, das gehäufte Auftreten von alten weißen Knackern in Romanen ist ein Lese-Ausschlusskriterium für mich.
Du merkst, ich war wieder sehr begeistert von der neuesten Veröffentlichung einer meiner Lieblingskrimiautorinnen.
Wenn du noch nichts von French gelesen hast, empfehle ich dir ganz dringend “Der dunkle Garten” oder “Schattenstil”, beides absolute Highlight des Spannungsliteratur und in meinem ewigen Bücherregal.
Ein besonderer Genuss war für mich die Hörbuchausgabe des Argonverlag, die mir auf meinen großen Wunsch als digitales Hörexemplar zur Verfügung gestellt wurde. Danke dafür!
Der Sprecher Wolfgang Wagner liefert hier, genauso wie in „Der Sucher“, eine phänomenale Leseleistung ab. Ich liebe, es wie er die Dorfbewohner, allen voran das Schlitzohr Mart Levin, zum Leben erweckt. Ein echtes Highlight!
Übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Das Hardcover erscheint beim Fischer Verlag.
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