Ich habe jetzt eine Weile überlegt, ob ich überhaupt eine Rezension zu „Frauen im Sanatorium“ schreiben soll. Eigentlich wollte ich das Buch gar nicht lesen, aber als ich dann überraschend an ein Rezensionsexemplar kam, konnte ich dem wunderschönen Cover einfach nicht widerstehen.
Anna Prizkaus erster Roman erzählt von Anna, die sich nach einem Unfalll und einem mentalen Zusammenbruch in einem Sanatorium erholen soll. Dort trifft sie auf andere Patient*innen, die jeweils mit ihren eigenen Problemen kämpfen und jeweils ihre eigene Lebensgeschichten mitbringen. All diese Geschichten verwebt Prizkau mit Annas Perspektive: sie erzählt mit Rückblicken, Perspektivwechseln, (fiktiven?) Hefteinträgen und Märchen.
Entgegen meiner Gewohnheit habe ich jetzt vor dem Schreiben einige andere Leseeindrücke zu dem Debütroman der in Moskau geborenen Autorin gelesen.
Die meisten sind ziemlich begeistert und ich kann jetzt im Nachhinein mit vielen der positiv hervorgehebobenen Punkte mitgehen. Die Vielschichtigkeit, das geschickte Spiel mit Wahrheit und der Erzählperspektive, die dezente Kritik an unserer oberflächlichen Leistungsgesellschaft – das ist alles da. Deutschlandfunk Kultur lobt den „Mikrokosmos voll unzuverlässiger Erzähler“ und dass es „gerade die Unstimmigkeit dieser vielen Geschichten ist, die diesen Roman am Ende stimmig macht“. Es wird auch mehrfach positiv hervorgehoben, wie Prizkau in dem Sanatorium-Roman (eigentlich fast ein klassisches und eigenes Genre) die Nachwirkungen ihrer eigenen Migrationsgeschichte in ihrer gleichnamigen fiktiven Figur Anna einfließen lässt.
Frauen im Sanatorium?
Das ändert allerdings nichts daran, dass sich für mich die Lektüre des 300 Seiten langen Romans die meiste Zeit wie Kaugummi zog.
Ich kam nicht richtig in die Geschichte rein und wenn du mich nach einer Aufzählung der vier Frauen und den vier Leben fragst, die auf dem Klappentext erwähnt werden, muss ich wahrscheinlich passen.
Ich kam mit den Figuren und ihren Geschichten durcheinander, verstand die Analogien in den märchenhaften Textabschnitte nicht und rätselte über die Funktion des Flamingos Pepik.
Natürlich muss ich einen Roman intellektuell nicht immer vollständig durchdringen, oft holt mich auch einfach nur die Atmosphäre oder eine schöne Sprache ab.
Dieser Einstieg ist mir hier nicht gelungen, auch wenn ich sagen muss, dass ich auf den letzten Seiten emotional vielleicht doch noch ein paar Meter mitgefahren bin.
Jetzt habe ich zu dem Roman doch ein bisschen was gesagt, weil ich gerne zur Meinungsvielfalt auf #bookstagram beitrage und auch einfach das wunderschöne Cover in meinem Feed haben wollte.
Vielen lieben Dank an den Rowohlt Verlag für das überraschende und erfreuliche Rezensionsexemplar! Danke und viel Erfolg an Anna Prizkau für den Roman!
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