Ich weiß eigentlich gar nicht, ob ich lieber dicke oder dünne Bücher lese. Wahrscheinlich tendenziell lieber dicke Bücher, wenn sie gut sind.
„HUNCHBACK“ ist jetzt allerdings ein sehr, sehr dünnes Buch und ich fand es sehr, sehr gut.
Und weil es so kurz ist, will ich eigentlich gar nicht so viel dazu schreiben, damit du es komplett selber entdecken kannst.
Was ich dir verraten kann, ist dass „HUNCHBACK“ auf Deutsch „Buckelmonster“ heißt – ein Begriff, mit dem sich die Ich-Erzählerin des Romans selbst bezeichnet.
Shaka ist aufgrund einer angeborenen und fortschreitenden Muskelerkrankung schwer behindert und lebt in einer Pflegeeinrichtung.
“Seit neunundzwanzig Jahren, seit ich in der lokalen Mittelschule, Klasse 8b, am Fenster des Klassenzimmers das Bewusstsein verlor, weil meine in der Wachstumsphase nicht vollständig ausgebildeten Muskeln die normale Sauerstoffsättigung nicht mehr aufrechterhalten konnten, lebe ich im Nirwana.”
Sie ist permanent auf medizinische Unterstützung und Pflege angewiesen
Das hindert sie allerdings nicht daran, mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln online zu studieren, im Netz erotische und pornografische Texte zu veröffentlichen und auf Social Media aktiv zu sein.
Shaka eine Frau mit eigenen Träumen, Vorstellungen und dem Wunsch nach maximaler Selbstbestimmung – in ihrem Leben und in ihrer Sexualität. Das sollte eigentlich für jeden Menschen selbstverständlich sein, wird aber in unseren Köpfen und in unserer Gesellschaft nicht jedem Menschen zugestanden. Behinderten zum Beispiel. Oder Frauen. Oder behinderten Frauen.
Ich liebe einfach diesen Text von Saou Ichikawa, weil er so komplett lebendig und voller Mut und Energie ist. Ich liebe ihren modernen, eigenwilligen Stil und finde den kurzen Roman einfach großartig.
Kurz: Lesen. Unbedingt.
Vielen lieben Dank an den Ecco Verlag für das Rezensionsexemplar mit der sensationellen Covergestaltung. Danke und viel Erfolg an Saou Ichikawa für diesen Roman!
Aus dem Japanischen von Katja Busson
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