Parthenogenese, oder auch die Jungfernzeugung genannt, ist eine Form der eingeschlechtlichen Fortpflanzung und ist bei machen Pflanzen und weiblichen Tieren möglich. Sie ist auch Bestandteil des Romans „Kleine Freuden“ von Claire Chambers.
London, 1957, bei einer lokalen Tageszeitung meldet sich eine junge Frau mit der Behauptung, sie sei vor 10 Jahren durch Parthenogenese mit ihrer Tochter schwanger geworden.
Jean Swinney, Redakteurin und normalerweise für die Haushalts- und Gartensparte der Zeitung zuständig, ist fasziniert von der Frau und ihrer Familie und möchte einen Artikel über die eigentlich unmögliche Zeugung schreiben.
Jean findet schnell heraus das Gretchen, die mittlerweile verheiratet ist, zur Zeit der mutmaßlichen Zeugung monatelang aus Gesundheitsgründen in einem von Nonnen geführten Spital lag. Ein männliche Gast wäre den strengen Augen der Nonnen und der Zimmergenossinnen nicht entgangen. Für die Recherche verbringt sie viel Zeit mit Gretchen und deren Familie und eine Freundschaft entwickelt sich, v.a. zwischen Jean und Gretchens Ehemann entwicklen sich zarte Bande…
Liebe oder Verantwortung?
Irgendwann steht nicht mehr das Rätsel um Gretchens unbefleckte Empfängnis im Mittelpunkt von Jeans Leben, sondern eine unmögliche Liebe.
Dieser Roman scheint mit seinem langsamen und ruhigen Erzähltempo wie aus der Zeit gefallen und legt sich wie Balsam auf meine überdrehten und angespannten Nerven. Nach der aufreibenden und anstrengenden Lektüre der letzten Bücher möchte ich genau das.
Dabei ist der Roman, der lose auf wahren Begebenheiten basiert, nie trivial oder oberflächlich und kann getrost als Older Adult Romance betrachtet werden. Nein, lieber nicht, dass weckt vielleicht falsche Assoziationen an seichte Lektüre.
Denn seicht geht es sicherlich nicht zu, in diesem wundervollen Roman, der mit leiser Melancholie von den Kleinen Freuden erzählt, die ein wenig Hoffnung auf Glück machen, auch wenn die Situation auswegslos scheint. Die Kleinen Freuden, die uns durch den Alltag helfen und uns daran erinnern, dass es Liebe und Mitgefühl gibt.
Und manchmal kann so ein kleine Freude auch ein zauberhafter, leicht melancholischer Roman sein, der Ablenkung und Trost schenkt, wenn ich es brauche.
Leseempfehlung!
„Kleine Freuden“ ist erschienen 2021 beim Eisele Verlag. In England ein Überraschungsbestseller und für den Woman`s Prize for Fiction 2021 nominiert.
Aus dem Englischen von Karen Gerwig

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