»Man lebt sein Leben nur einmal« von Thomas Hüetlin

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Man lebt sein Leben nur einmal Thomas Hüetlin

 Marlene Dietrich und Erich Maria Remarque – die Geschichte einer grenzenlosen Leidenschaft

Das aufregende Leben der Dietrich fasziniert mich schon länger und ich kannte bereits ihren Lebenslauf und Werdegang in groben Zügen. Remarque hingegen war für mich ein unbeschriebenes Blatt, wenn ich davon absehe, dass ich sein bekanntestes Werk “Im Westen nichts Neues” während meiner Schulzeit gelesen hatte.

Die Diva und der Schriftsteller lernen sich 1937 auf der Terrasse eines Hotels in Venedig kennen und was sich an diese Bekanntschaft anschließt, ist eine mehrere Jahre andauernde amour fou. Obwohl die beiden aus ursprünglich völlig unterschiedlichen Milieus stammen, sind sie sich in ihrer Ablehnung der NSDAP Regierung einig und ebenso in ihrer Suche nach beruflicher Anerkennung. 

Beide fühlen sich in Deutschland nicht mehr heimisch und sind kosmopolitisch und rastlos unterwegs. Ihre Beziehung wird nur kurzzeitig monogame Phasen haben. Er ist  währenddessen mit einer anderen Frau verheiratet, der er sich noch verbunden fühlt. Sie, ebenfalls verheiratet, hält sich oft parallel gleich mehrere Liebhaber*innen. Und obwohl beide die Ehe und monogame Beziehungen als bourgeoise und spießig ablehnen, brennen sie vor Eifersucht.

Thomas Hüetlin, der lange als Reporter beim Spiegel gearbeitet hat und mittlerweile einige Sachbücher veröffentlicht hat, hat umfangreich in den Tagebüchern, Briefwechseln und den Erinnerungen vieler Begleiter*innen und Zeitgenoss*innen recherchiert und daraus eine sehr lesenswertes Buch gemacht. Ausgehend von den gemeinsam verbrachten Jahren Remarques und Dietrichs, beleuchtet er jeweils auch deren beruflichen und privaten Lebenslauf.

Eine Liebe im Exil

Besonders gelungen finde ich aber die Verflechtung der Geschichte des Liebespaares mit der deutsche Geschichte. Es sind die Jahre des Dritten Reiches unter Hitlers Naziregime, das die Welt in einen Krieg reißen wird und millionenfachen Menschen ermorden wird, als gäbe es keine Menschlichkeit mehr.

In diesem Kontext beschreibt Hüetlin die konkreten Auswirkungen dieser Zeit auf Remarque und Dietrich, die sich auf sehr unterschiedliche Art von Deutschland distanzieren.

Gerade auf geschichtlicher Ebene bietet Hüetlins Buch viel Information und Mehrwert. Tendenziell hatte ich den Eindruck, dass Remarque und dessen Sichtweise auf die Beziehung den größeren Fokus einnahm, das kann aber auch eine Täuschung auf Grund meiner feministischen Vorprägung sein oder einfach der Quellenlage geschuldet. Trotzdem halte ich für erwähnenswert, dass gerade Marlene Dietrich auffallend oft nur “die Diva” genannt wird. 

Das sind allerdings Spitzfindigkeiten, die Biografie ist auch in meinen Augen sehr ausgewogen und Hüetlin ergreift in keiner Weise Partei für einen seiner berühmten Liebenden, was ich sehr positiv hervorheben möchte.

Generell hält sich Hüetlin mit psychologischen Analysen seiner Stars sehr zurück, sondern fokussiert sich stark auf die geschichtlichen Zusammenhänge im individuellen wie globalen Kontext.

Wenn du gerne biografische Bücher liest oder dich für deutsche Geschichte vor und während dem zweiten Weltkrieg interessierst, ist »Man lebt sein Leben nur einmal« auf jeden Fall auch eine Empfehlung für dich!

  • Man lebt sein Leben nur einmal Thomas Hüetlin Klappentext
  • Thomas Hüetlin

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