MEIN EINZIGES ZUHAUSE von Hanna Brotherus

Geschrieben von:

Mein einziges Zuhause Hanna Brotherus

“Ich war stolz auf meine Tochter. Ich war stolz auf meine Mutter.”

Ich vermute, dass der Roman sehr starke autofiktionale Elemente hat, da die Figur und die Autorin den gleichen Namen tragen und beide auch sonst auffällig viele Parallelen aufweisen.

Hanna schreibt in der Ich-Perspektive von ihrer Kindheit und Jungend, von ihrer ersten Ehe, davon wie sie Mutter wurde und von der Beziehung zu ihrer Tochter. Während dieser Lebensphasen begleitet sie ein schwieriges Verhältnis zu ihrem Körper, aber er ist ihr einzige Zuhause. In ihrer Kindheit bestimmen negative prägende Glaubenssätze wie „sei brav und bloß nicht zu dick“ ihren Blick auf ihren Körper. Später wird die starke Essstörung ihrer Schwester ihr eigenes Essverhalten beeinflussen. 

Besonders indentifizieren kann ich mit dem Gedanken und dem Bedürfnis von Hanna, immer und überall die Beste sein zu wollen. Ich arbeite immer noch daran diesen unbedingten Leistungsgedanken loszulassen, und meinen eigenen Wert als Mensch nicht mehr mit meiner Leistung oder gar mit meiner Erwerbsarbeit zu koppeln.

Als Hanna Mutter von vier Kinder wird, ihre Ehe aber scheitert, hadert sie hart mit diesem vermeintlichem Versagen. Sie hat das Gefühl, als Mutter den Anforderungen nicht gerecht zu werden, wieder nicht gut genug zu sein.

“Jede Mutter, in jedem Land dieser Welt, ringt mit ihrer Unvollkommenheit. Und jedes Kind wird von seiner Mutter enttäuscht und verletzt, überall und ausnahmslos.”

Als ihre eigene Tochter ebenfalls an einer Essstörung erkrankt, muss sich die Erzählerin ehrlich nach ihrem eigenem Anteil an dieser Erkrankung fragen. 

Der Körper – mein einziges Zuhause?

Der Roman ist zum Teil episodenhaft erzählt und grob chronologisch orientiert und stark geprägt von der reflektierten und authentischen Ehrlichkeit seiner Erzählerin. Manche Passagen wirken mir in ihrer Verallgemeinerung, vor allem Mutterschaft betreffend, ein bisschen zu pauschalisierend. Das kann ich aber gut überlesen, da das individuelle Erleben und die Gefühle von Hanna immer im Mittelpunkt stehen. 

Gerade gegen Ende entwickelt „Mein einziges Zuhause“ eine unheimlich große und versöhnliche Kraft, die mich unglaublich bewegt.

“Indem ich in meine Angst hineingetaucht bin, habe ich gespürt, wie sehr ich leben will. Mama, ich bin getaucht. Ich habe es gewagt. Ich bin ins Wasser gesprungen. Mama, ich will nicht länger in Kampfhaltung verharren.”

Nicht nur innerlich ein Roman mit großem Inhalt, auch äußerlich wurde „Mein einziges Zuhause“ mit einem wunderschönem Cover mit besonderer Haptik gestaltet.

Ein wunderschönes und besonders Buch in jeder Hinsicht! Ich hoffe auf weitere Romane von Hanna Brotherus!

  • Mein einziges Zuhause Klappentext
  • Hanna Brotherus

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