Ich lese sehr gerne Literatur aus den USA. Die Stadt Memphis war mir aber bis jetzt hauptsächlich wegen Elvis ein Begriff.
Das hat sich jetzt geändert. Tara M. Stringfellows Debütroman ist nämlich nicht nur eine emotionale Familiengeschichte, sondern fängt auch die Stimmung in Memphis, der Heimat des Blues, wunderbar ein.
Die Autorin Stringfellow selbst lebt mittlerweile, nach internationalen Stationen, mit ihrem Hund Huckleberry wieder in dieser Stadt.
Im Zentrum von „Memphis“ stehen die Frauen. Es sind starke, afroamerikanische Frauen, die Stringfellow in drei Generationen einer Familie, von 1955-2003, porträtiert. Hazel, Miriam, August und Joan.
Über die Jahrzehnte ändern sich zwar die Zeiten, doch eines bleibt immer gleich: Rassismus und männliche Gewalt prägen und reduzieren das Leben der Frauen. Stringfellow arbeitet anhand ihren Figuren heraus, wieviel wertvolles Potential und Lebenswege dadurch zerstört werden.
Ein Teufelskreis aus Angst, Wut und wieder Gewalt.
„Aber mein Zorn war zum Teil aus Furcht entstanden.“
Dementgegen setzt Stringfellow den Zusammenhalt und Liebe der Mütter, Schwestern und Töchter der Familie North. Eine sanfte Kraft und eine starke Botschaft.
Mir persönlich bleibt der Roman etwas zu unpolitisch, die Familiengeschichte zu konventionell und idealisiert und auch das spirituell/religiös eingefärbte ist nicht mein Fall. Dafür kann „Memphis“ auf Unterhaltungsebene sehr gut punkten.
Die einzelneren Kapitel springen in den verschiedenen Zeiten und machen die Lektüre damit sehr abwechslungsreich und erzeugen eine leichte Spannung.
Die Figuren sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet und mir ans Herz gewachsen, vor allem August. Und Joan, die aus der Ich-Perspektive erzählt, bricht mir schon im ersten Kapitel das Herz.
Doch Joan ist es auch, die am Ende als erste die Möglichkeit bekommt, einen Traum zu verwirklichen und es ist ihr Verzeihen, dass ein Durchbrechen des Teufelkreises als möglich erscheinen lässt.
Wiedermal vielen lieben Dank an den wunderbaren Ecco Verlag für das Rezensionsexemplar.
Übersetzt von Marion Kraft
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