MONSTERGOTT von Caroline Schmitt

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Monstergott Caroline Schmitt Rezension

Den Debütroman „Liebewesen“ der Berliner Journalistin und Schriftstellerin Caroline Schmitt hatte ich nicht gelesen, was ich aufgrund der vielen positiven Stimmen zu dem Roman bereut habe und ich irgendwann noch nachholen möchte.

Mittlerweile ist jetzt aber schon ihr zweiter Roman „Monstergott“ erschienen, bei dem ich jetzt natürlich gleich zugegriffen habe.

Meine Erwartungen waren relativ hoch, haben sich aber nicht wirklich erfüllt.

„Monstergott“ war für mich ein netter Roman, der auf mich eigentlich in seiner relativen Harmlosigkeit fast wie ein Roman für Jugendliche wirkt.

Auch die Gemeinde, zu der sich die Geschwister Esther und Ben und ihre Familie in „Monstergott“ zugehörig fühlen, entstand aus dem Wunsch eine neue und lebendige Beziehung zu Gott und Jesus zu gestalten, ganz ohne den alten, abgestorbenen Muff.

Der Pastor, der die Gemeinde ins Leben gerufen hat ist cool und modern, genauso wie seine Frau. Und das zeigen sie auch gerne auf ihren Social Media Kanälen. Sie leben nach dem Geboten der Bibel, die in die Neuzeit übertragen wurden. 

Und obwohl sich die Gemeinschaft gerne als unkonventionlelle und wahrhaftigere Alternative zu den etablierteren Kirchenformen sieht, übernimmt sie doch deren sexistischen und queerfeindlichen Denkmuster. 

Esther und Ben wurden in dieser Gemeinschaft sozialisiert und bemühen sich wertvolle und nützliche Mitglieder im Sinne Jesu zu sein.

Allerdings haben beide auch ihre Probleme mit den teils sehr einschränkenden Glaubenssätzen.

Liebender oder Monstergott? Oder gar keiner?

In Bens Leben dreht sich eigentlich jeder Gedanke nur um das Thema „Sünde“. Als schlechter Mensch erliegt er ständig furchtbaren, sexuellen Versuchungen, wie er glaubt, was in ihm starken Selbsthass und Minderwertigkeitsgefühle auslöst.

“Wer Jesus liebt, dem fällt es leicht, nicht zu sündigen, dachte Ben.”

“Je näher er Gott war, desto weiter weg war die Sünde.”

Und auch Esther hadert mit dem Konzept der weiblichen Unterordnung, denn eigentlich möchte sie gerne mehr Verantwortung übernehmen. Außerdem fühlt sie sich unter Druck gesetzt, endlich einen passenden Partner zu finden, obwohl ihre große Liebe vor Jahren unglücklich endete und ihr Herz immer noch gebrochen ist.

Also eigentlich hätte diese Setting ziemlich viele Faktoren, um mich mit seiner gesellschaftlichen Relevanz zu begeistern. Aber so wie sich die Geschichte von Esther und Ben entwickelt, gelingt das nicht.

Aus irgendeinem Grund scheut Schmitt die Einordnung von problematischen Mustern, sondern umschreibt und umschifft deren mögliche gefährlichen Konsequenzen. Das schlägt sich auch in der Sprache nieder, in der sie klare Begriffe wie beispielsweise Masturbation vermeidet. Es ist natürlich der persönlichen Vorliebe der Lesenden geschuldet, ob sie es lieber verbal drastischer mögen. Generell würde ich Schmitts Stil als zügig lesbar, aber ohne literarische Feinheiten beschreiben

Auch die Figuren, besonders die Nebenfiguren, bleiben sehr blass und stereotyp und sind meiner Meinung nach zu nett für diese schmutzige Welt. 

Auch wenn für mich der Roman vielleicht nicht besonders neuartig war, denke ich, dass er gerade für eine neue und jüngere Generation von Lesenden empfehlenswert ist, da er einen barrierefreien Einstieg in das Thema alternative Glaubensgemeinschaft bietet.

  • Monstergott Caroline Schmitt Klappentext
  • Caroline Schmitt

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