Am wohlsten fühle ich mich beim Lesen in vertrauten Gefilden, sprich Belletristik, leicht les- und konsumierbar und trotzdem mit einem gewissen literarischen Anspruch.
Aber oft habe ich auch Lust auf Literatur, die mich ein bißchen mehr aus meiner Komfortzone holt.
Das tut „Paare“ von Maggie Millner, aber auf eine ganz sanfte und geschmeidige Art, denn es ist eine Liebesgeschichte.
Das Ungewöhnlichste an dem Roman ist wohl die Verschmelzung von Lyrik und Prosa, die mit unglaublicher Präzision und Tiefgang die Geschichte in nur wenigen Seiten zu vermitteln vermag.
Es ist eine Geschichte vom Verliebtsein, vom Abbruch aller Brücken und vom Sturz in ein neues, ungewisses Leben.
Millners Schreiberin und Erzählerin lebt ein relativ ruhiges Leben in einer monogamen Beziehung mit ihrem Freund, als sie sich in obsessiv in eine andere Frau verliebt.
Diese erwidert zwar ihre körperliche Leidenschaft, hält aber nichts von exklusiven Beziehungen.
Ein Weitermachen in ihrem alten Leben ist der Erzählerin nicht mehr möglich, sie bricht mit dem Vertrautem und lässt sich auf das Neue ein.
Mir gefällt besonders gut, wie Millner die Gefühlsebene in Worten, Versen und Sätzen einfängt. Die Beschreibungen der widerstrebenden und widersprüchlichen Emotionen, die mit Neuanfängen und Brüchen einhergehen.
„Als ich erwachte, suchte ich vergebens
Nach dem Geschmack meines alten Lebens.“
Aber auch Gefühle von Liebe, Eifersucht und Enttäuschung. Obwohl die Liebe im Fokus steht, streift Millner noch so viele weitere Themen im vorbeigehen. Es gibt kleine Szenen des Alltags, es geht um das Schreiben, es geht um Sex und um Emanzipation. Ich mag die Ehrlichkeit und Offenheit, mit der diese Themen aufgegriffen werden.
Doch, ja, mir gefiel dieses außergewöhnliche Debüt sehr gut, auch wenn es mich nicht in meinen geliebten Leserausch versetzt hat. Ich würde vielmehr sagen, „Paare“ lud mich zum bewussten Genuß ein, zum fokussierterem Lesen. Und ich habe mich sehr gerne darauf eingelassen und gehe mit emotionalem Gewinn aus der Lektüre.
Wäre das auch ein Buch, das dich ansprechen würde, oder hast du es vielleicht schon gelesen?
Vielen lieben Dank an den Klett-Cotta Verlag für das wunderschöne Rezensionsexemplar!
Bestimmt eine wunderbare und nicht ganz einfache Übersetzung aus dem Amerikanischen von: Eva Bonné
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