PICK ME GIRLS von Sophie Passmann

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Pick me Girls Sophie Passmann Rezension

Äh ja, Pick me Girls. Nein, das fand ich nicht gut. So, jetzt ist es gleich zu Anfang raus.

Sophie Passmann ist mir schon länger aus den Medien ein Begriff. „Alte weiße Männer“ habe ich in Ausschnitten gelesen, aber wirklich beschäftigt habe ich mich mit ihrer Arbeit noch nicht. 

Erwartet habe ich einen feministischen Essay mit persönlichen Elementen aus Passmanns Leben, genauer gesagt, über die Mechanismen des „Pick me Girls“. Locker und unterhaltsam geschrieben, im besten Fall satirisch und polarisierend. 

Es war locker geschrieben, das stimmt. Geschichten aus Passmanns Leben, ja auch die sind da.

Doch die sind nicht wirklich unterhaltsam, sonder merkwürdig trivial. Natürlich sind Magersucht, optischer Optimierungswahn und das ständige Anbiedern an einen Male Gaze in keinster Weise trivial, aber Passmann lässt mich nicht wirklich hinter ihre Schutzmauern blicken oder stellt eine Verbindung zu gesellschaftlichen Strukturen her.

So bleibt das Erzählte für mich stets auf dem Level von anekdotischer Relevanz. Leider bleibt Passmann aber nicht dabei. Sie verallgemeinert oft von ihrem eigenen Erlebnissen und dabei empfundenen Gefühlswelten und macht es zur allgemeingültigen Aussage. Weil sie obsessiv mit ihrem Aussehen ist, sind es alle anderen Frauen* zwangsläufig auch. Weil sie sofort weiß, wer im Raum die attraktivste Frau* ist, gilt das auch für alle anderen anwesenden Frauen*.

Passmann offenbart und reproduziert dabei uralte Geschlechterstereotype und binäre heteronormative Beziehungskonzepte, die sie aber gar nicht als solche erkennt und benennt, sondern einfach auch bei allen anderen Menschen als gegeben unterstellt.

Ich habe einige Solidarität mit Passmann und mit ihren Struggeln, vor allem in dem Abschnitten, als sie ihren Neid auf die sexuellen Belästigungen ihrer vermeintlich attraktiveren Freundinnen schildert und ihre mannigfaltigen optischen Minderwertigkeitskomplexe. So etwas öffentlich zuzugeben und sich dem Urteil anderer so preiszugeben finde ich ziemlich mutig und ich honoriere Passmanns Ehrlichkeit.

Von mir für „Pick Me Girls“ keine Empfehlung. Falls ihr nach etwas thematisch ähnlichem sucht, empfehle ich euch „Girlhood“ von Melissa Febos, das in ein paar Tagen bei Kjona Verlag erscheinen wird und ihr dann in meinem Feed finden werdet.

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