Der Roman „Tiere, vor denen man Angst haben muss“ wurde die letzten Wochen schon vielfach positiv besprochen und ich kann und will dem gerne anschließen. Aber auch ohne Bookfluencung hätte ich wahrscheinlich zu dem Roman gegriffen, denn an diesem ansprechenden Cover und Titel kommt mensch kaum vorbei!
Zum Inhalt möchte ich dir eigentlich auch gar nicht mehr viel erzählen, der kann dem gelungenen Klappentext entnommen werden. Außerdem ist das größte Asset des Romans nicht die kaum vorhandene Handlung, sondern die Atmosphäre und die Psychogramme der Figuren.
Sind Tiere einfacher zu lieben als Menschen?
Mich fesselte die Beschreibung dieser Familie, die genauso wie das Haus, das sie bewohnen, allmählich zerfällt.
Auch wenn natürlich die Protagonistin, 16-jährige Ich-Erzählerin Madeleine, dazu einlädt sich mit ihr und ihrer Suche nach Wärme und Geborgenheit zu identifizieren, ist es für mich die Mutter, in der ich mich wiederfinde.
Natürlich vernachlässige ich nicht meine Kinder, um immer mehr verletzte Tiere bei mir zu Hause aufzunehmen und halte einen Plastikklositz mit Stacheldrahtdekor für das Plumpsklo nicht für ein angemessenes Weihnachtsgeschenk.
Aber in dem Wunsch, sich den Konsequenzen von getroffenen Lebensentscheidungen zu entziehen, die Verantwortung einfach abzuwälzen, finde ich mich wieder.
Herbing zeigt in aller Deutlichkeit die Auswirkungen des Scheitern von Erwachsenenträumen auf die Kinder der Familie, die der Situation (noch) nicht entliehen können. Die Kinder, die von einem besseren und leichterem Leben und an eine rosige Zukunft nur beim Blättern im Quellekatalog träumen können.
Ich finde es sehr berührend, wie sehr die Ich-Erzählerin trotzdem ihre Mutter liebt und es schafft trotz einiger Ambivalenzen, Emphatie für ihre Familie und die Tiere aufzubringen.
„Tiere, vor denen man Angst haben muss“ war für mich eine sehr lesenswerter Roman, der trotz des fehlenden Plots mit einem gewissen Spannungsbogen aufwarten kann und mich wieder über die Beziehung und die Verantwortlichkeiten von Eltern nachdenken lässt.
„Niemand ist bei den Kälbern“, den Debütroman von Alina Herbing, wünsche ich mir jetzt auf jeden Fall auch!
Ein großes Dankeschön an den Arche Verlag und Politycki & Partner für das Rezensionsexemplar und Danke und viel Erfolg an Alina Herbing für den Roman!
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