UND ALLE SO STILL von Mareike Fallwickl

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Und alle so still Mareike Fallwickl Rezension

Ich bin eine begeisterte Leserin von Mareike Fallwickls bisherigen Romanen. Besonders ihr Debüt „Dunkelgrün fast schwarz“ hat mir gefallen. „Die Wut, die bleibt“ hat mich im positiven Sinne aufgeregt.

Auch bei ihrem neuesten Roman „Und alle so still“ habe ich mich wieder für die Hörbuchversion entschieden.

Fallwickl nutzt darin ein Gedankenspiel, um die Zusammenhänge zwischen weiblicher Care-Arbeit und dem Funktionieren unseres gesellschaftlichen Systems zu veranschaulichen.

In „Und alle so still“ beginnen die Frauen, angefangen beim überlasteten Personal im Krankenhaus und Altenheimen bis hin zur unbezahlten, treusorgenden Ehefrau die Arbeit einzustellen. Nach und nach legen sie sich auf den Boden und verweigern sich schweigend.

Fallwickl erzählt die Geschichte anhand von drei Hauptprotagonist*innen: Elin, Nuri und Ruth, die wie schon in ihren vorigen Romanen, sehr nahbar, verletzlich und sympathisch und vielleicht eine Spur zu glatt ausgearbeitet sind.

Kompendium der aktuellen feministischen Themen

Du findest in Fallwickls Roman einen ziemlich umfassenden Abriß über viele der aktuell im Diskurs stehenden feministischen Themen. Für mich ist das ein Kritikpunkt, denn ich empfinde diese extreme Überfrachtung als zu konzentriert und konstruiert.

Auch die einzelnen Figuren, v.a. Nuri, der alle negativen Aspekte einer prekären Arbeitssituation und alle positiven Aspekte einer neuen Männlichkeit in sich vereinen soll, wirken angesichts der multiplen und symbolträchtigen Probleme wie erdrückt.

Inhaltlich kann ich mit Fallwickl nicht in allen Punkten mitgehen. Mir gefällt es zwar sehr, dass sie über das reinen Benennen von Missständen hinausgeht und zumindest gedanklich ein Lösungskonzept anbietet. Aber den Träumen von uneingeschränkter, weiblicher Solidarität und neuer Schwesternschaft kann ich mich aus Zynismus nicht anschließen. 

Ich begrüße definitiv das Thematisieren der Care-Krise in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, die eigentlich nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland uns allen unter den Nägeln brennen sollte. Ich würde mir wünschen, dass der Roman hier Akzente, oder zumindest eine Diskussionsgrundlage, für Veränderungen setzen könnte.

Als Fazit bleibt „Und alle so still“ hinter meinen hohen Erwartungen zurück, auch wenn ich mit dem sehr hochwertig produzierten und wunderbar eingesprochenen Hörbuch eine gute Zeit hatte.

Ich bleibe in jedem Fall ein Fallwickl Fangirl und feiere ihre feministische Arbeit!

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