„Wenn du es heimlich machen willst, musst du die Schafe töten“ist schon wieder so ein ultra vielversprechendes Debüt, das ich da lesen durfte! Anna Maschik ist eine Autorin, von der ich sehr hoffe, dass sie ihre Karriere als Schriftstellerin weiter ausbaut und noch mehr Romane veröffentlichen wird.
Dabei wusste ich gar nicht, ob der Roman der Wienerin mich überhaupt anspricht, weil der Klappentext von „vier Generationen einer Familie, an der ein ganzes Jahrhundert vorüberzieht“ spricht. Ehrlich gesagt, lese ich diese sogenannten Generationenromane nicht so gerne, weil sie oft breit ausgewalzt und bräsig daherkommen und ihr Figurenkabinett gerne weit überstrapazieren.
Dass es auch anders gehen kann, hat mir Valery Tscheplanowa bereits eindrucksvoll mit „Das Pferd im Brunnen“ gezeigt und jetzt auch Anna Maschik.
Generationenroman ist wahrscheinlich keine treffende Bezeichnung für diesen rauschhaft in einem Rutsch zu lesenden Ritt durch das Jahrhundert.
Die Erzählerin blickt wortwörtlich und metaphorisch in die Innereien ihrer Familie. Sie beginnt mit ihrer Urgroßmutter und mit einem heimlich geschlachtetem Schaf.
Wer schlachtet heimlich Schafe?
Es sind kleine Schlaglichter mit denen Maschik die Essenz der jeweiligen Zeit herauskristalliersiert. Da ist der norddeutsche Bauernhof, da sind Entbehrung, Krieg und die Familie. Es wird geliebt, geboren und gestorben und das im Schnellverfahren, denn der Roman hat nur 232 Seiten und ist großzügig gesetzt.
Doch das ist in dem Fall kein Manko, sondern für mich ein Erlebnis. Die Verdichtung ermöglicht mir einen Überblick über die Zusammenhänge in diesem Zeitraum.
Dann gibt es noch diese roten Fäden, die Maschik so kunstfertig einzuweben weiß. Da ist das Trauma des vernachlässigten Kindes und die Bürde der bevorzugten Geschwister, da ist die Säure der Mutter, die irgendwann nicht mehr an ihre Träume glaubt und die der Tochter neidet.
Bei manchen metaphorischen Bildern und literarischen Stilmitteln, die Maschik großzügig einsetzt, habe ich den Eindruck von fehlender Substanz und der Verwendung zum Selbstzweck, aber auch das trübt nicht meine Freude an ihrem Text.
Sehr verdient jetzt nominiert für die Longlist des Österreichischen Debütpreis 2025!
Vielen lieben Dank an Luchterhand Literatur und dem Team vom Bloggerportal für das spannende Rezensionsexemplar. Danke und viel Erfolg an Anna Maschik für ihren Roman!





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