Soeben schlug ich den Roman „Wie wir brennen“ zu, sehr bewegt von den letzten Zeilen. Ich möchte sie hier nicht zitieren, denke ich, sondern lieber für mich behalten.
Mit „Wie wir brennen“ habe ich in Sarah Hall wieder eine Autorin entdeckt, von der ich auf jeden Fall noch weitere Bücher lesen möchte.
England, ein schlimmes Virus breitet sich aus, die Welt geht in den Lockdown. Das klingt bekannt. Aber Sarah Hall lässt ihr Szenario noch weiter eskalieren. Die Infrastruktur bricht zusammen, die Versorgung der Erkrankten funktioniert nicht mehr, und am Schlimmsten, das Virus ist unheilbar. Millionen sterben. Und selbst wer die Erstinfektion überlebt, wird später an einem Rezidiv sterben. Irgendwann wird ein Impfstoff entwickelt werden, doch zu spät für viele Infizierte.
Liebe unter dystopischen Bedingungen
Doch im Mittelpunkt des Romans steht keine Virusgeschichte, im Mittelpunkt steht eine Geschichte von Liebe und Verlust.
Es ist die Geschichte von Edith, Halls Ich-Erzählerin, die bereits schlimme Verluste in ihrer Kindheit erleben muss. Verluste und Erfahrungen, die sie prägen und die sie zu einer unkonventionellen Künstlerin machen.
Als die Pandemie ausbricht, ist sie eine bekannte Künstlerin, die großangelegte Installationen herstellt. Doch was bedeutet die Kunst noch in Zeiten, in denen es ums Überleben geht? Was hat Kunst jemals bedeutet?
Kurz vor dem Lock-down lernt sie einen Mann kennen, Halit, und beide werden von der Gegensätzlichkeit des anderen magisch angezogen.
Sarah Hall fasziniert mich mit ihren sehr intensiven, sinnlichen Beschreibungen des intimen Sex des Liebespaares, das gemeinsam den Lockdown erlebt. Sehr private Liebesakte, die aus gegenseitigem Vertrauen gespeist werden.
Doch Halit infiziert sich trotz der Schutzmaßnahmen…
Halls Roman wechselt zwischen den ganz konkreten Erzählungen aus der Pandemiezeit und den Rückblicken aus Edith Vergangenheit mit den inneren Gedankenwelten und Reflektionen in Ediths Kopf. Eine unwiderstehliche Mischung.
„Wir alle existieren zwischen Beweis und Illusion.“
„Wie wir brennen“ war für mich ein sehr lesenswerter, intensiver Roman und die Autorin eine tolle Neuentdeckung! Wie wunderbar können Bücher sein.
Vielen Dank an Penguin Bücher und Blogger Portal für das Rezensionsexemplar, bei dem mich diese Wahnsinns-Cover sofort angesprochen hat!
Aus dem Englischen von Eva Bonné
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