Der Debütroman „Wo der Wald beginnt“ der deutschen Autorin Martina Junk behandelt ein paar Themen, mit denen ich mit persönlich gut identifizieren kann.
Im Mittelpunkt der nur 138 Seiten langen Geschichte, steht die Freundschaft von Anne und Kim, zwei Frauen, die unterschiedliche Lebenswege eingeschlagen haben.
Kim ist die Ich-Erzählerin und besucht gerade Anne, die jetzt mit ihrem Mann und den Kinder auf dem Land lebt. Ganz dorfidyllisch mit Nachbarn, die Samstag den Rasen mähen und klassischer Rollenverteilung.
Kim hingegen lebt als Single weiterhin in Berlin und hat sich mit ihrem eigenen kleinen Blumenladen ihren Traum von der Selbstständigkeit erfüllt.
Und eigentlich hatten die Freundinnen auch gemeinsame Träume von der Zukunft, in denen ein Dorfleben eigentlich keine Rolle gespielt hat. Denkt zumindest Kim.
Und so ganz idyllisch ist Annes Leben dann auch wieder nicht. Sie findet in der Dorfgemeinschaft keinen Anschluss und fragt sich, wieviel sie von ihrer kosmopolitischen Weltanschauung ablegen muss, um besser in diese kleine Welt zu passen. Ihr Mann arbeitet eigentlich nur, und dann ist ja auch noch der Wald…
Wer geht in den Wald?
Gerade den Aspekt der Assimilation an das Dorfleben fand ich interessant, da ich auch vor vielen Jahren in ein sehr kleines Dorf gezogen bin und genauso wie Anne vor der Frage stehe, wie sehr ich mich anpassen will, um akzeptiert zu werden. Ich mochte auch den sehr subtilen und leider nur angedeuteten Grusel. Die eigentliche Absurdität und Komplexität des Dorflebens hätte für mich gerne noch deutlicher herausgearbeitet werden können. Genauso die Konsequenzen, die sich aus den unterschiedlichen Lebenswegen für die Freundschaft der Frauen ergeben.
Die Auflösung der angedeuteten Rätsel und die Spannung empfand ich persönlich jetzt nur als lauwarm und den Roman letztendlich dann thematisch als zu überfrachtet.
Dennoch ein kleiner Roman, den ich nicht ungerne gelesen habe, der jetzt aber als Weiterempfehlung für ein Snackbuch vielleicht nicht unbedingt in die nähere Auswahl käme.
Eine Empfehlung ist aber auf jeden Fall der relativ neue Indieverlag Edition W, der nach eigenen Angaben mit seinen Büchern und den Mitteln des Erzählens politische Prozesse und gesellschaftliche Veränderungen begleiten möchte. Vornehmlich von Frauen, die etwas zu sagen, besser: zu erzählen haben.
(Warum sind dann die drei Neuerscheinungen im kommenden Frühjahr alle von Männern 🤔?)
Schreibe einen Kommentar