Als jemand der aktiv Social Media nutzt, habe ich mir schon öfter Gedanken um die Dauerhaftigkeit meiner Daten im Netz gemacht. Und ich gehe, vielleicht typisch für meine Generation, vorsichtig mit meiner persönlichen Exposition um.
Einige Content Creator*innen sehen das weniger kritisch und zeigen ihre Kinder unverpixelt im Netzt und bestreiten ihr Einkommen mit der Vermarktung ihres Familienlebens.
In ihrem wortwörtlich schillernden Roman denkt Fiona Sironic die Frage weiter, die auch ich mir stelle: was passiert, wenn die Kinder älter werden und nicht mehr mit der öffentlichen Verbreitung ihrer Bilder und Videos einverstanden sind?
Die fiktive Antwort darauf gibt sie mit ihrem Debütroman „Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft“.
Maja und Merle sind zwei Schwestern im Teenageralter und Töchter eines berühmten Influencerinnenpaars. Vor allem die ältere Maja hat sich schon länger dafür entschieden, nicht mehr auf den Accounts ihrer Mütter in Erscheinung zu treten und versucht auch ältere Daten aus dem Netz zu entfernen. Die beiden suchen neue Wege, gegen die bestehende Verhältnisse zu revolutionieren und gehen Samstags immer in den Wald und sprengen Sachen in die Luft.
Der Roman ist aus der Ich-Perspektive der Teenagerin Era geschrieben, die die beiden bewundert und Samstags heimlich im Wald beobachtet. Als sie von den beiden dabei erwischt wird, schließt sie sich der kleinen Gruppe an. Zwischen ihr und Maja knistert es. Eine junge Liebe zwischen Sprengsätzen.
Sironics Roman selbst ist eine wahre Themen Explosion! Ihre Handlung ist nicht weit in der Zukunft angesiedelt und doch hat sich die Welt stark verändert. Der Klimawandel ist fortgeschritten und hat den Alltag der Menschen verändert. Gemüse- und Obstanbau ist nur noch in Gewächshäusern möglich und viele Tierarten sind ausgestorben.
Junge, queere Liebe
Mir gefällt diese leicht dystopische Setting wirklich sehr gut, es ist realistisch und fühlt sich ziemlich nah und bedrohlich an.
Die Menschheit wird schließlich notgedrungen gezwungen sich verändern um zu überleben. Immer wieder kommt Sironic auf ausgestorbene Vögel und Tierarten zu sprechen und stellt somit Vernichtung und Aussterben in den Mittelpunkt ihres ganzen Romans.
In der Welt von Era, Maja und Merle gibt es nur noch Überreste vieler Tiere und Pflanzen, aber auch die Überreste von vergangenen Technologien, die ebenfalls ausgestorben sind.
Was wird am Ende von uns bleiben? Unsere Bilder und Videos im Netzt?
“Die Aufmerksamkeit einer Spezies ist so eine Sache, deren Mechanismen sich in kurzer Zeit verändert haben.”
Ich fand sehr interessante Gedankengänge in diesem irisierenden Roman und ich fand großen Gefallen an Sironics Zukunftsversion. Teilweise fiel es mir etwas schwer dazwischen den Geschichte von Era,Maja und Merle zu folgen und fand ihre Motivationen und innere Welten nicht nachvollziehbar genug beschrieben.
Ich mochte den modernen und jugendlichen und somit für die 15-jährige Erzählerin authentischen Schreibstil sehr gerne. Der Roman ist meiner Meinung nach ein super freshes Beispiel für zeitgenössisches Nature Writing, was auch die Auszeichnung Sironics mit einem Werkstattstipendium im Rahmen des Deutschen Preises für Nature Writing zeigt.
Sprachlich fresh, inhaltlich wild – die Figuren für mich nicht ganz rund, aber definitiv ein ideenreichen Blick auf das was war und (vielleicht) bleibt.
Vielem lieben Dank an den Ecco Verlag und Harper Collins für das wunderschöne Rezensionsexemplar! Danke und viel Erfolg an Fiona Sironic für den Roman!
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