REZENSION
Wie ich zum Rezensionsexemplar des Romans „Am Sterbebett einer Welt“ kam, ist schon eine merkwürdige Geschichte an sich. Ich bekam über die Adresse meines Literatur Blogs eine verschlüsselte Email mit unbekannten Absender.
Im Anschreiben gab sich ein*e Autor*in als S-01-D zu erkennen und bot mir ein düsteres, sehr fragwürdiges Manuskript unverbindlich zu Lesen an.
Das Anschreiben war derart ominös gestaltet, dass meine Neugier geweckt wurde und ich zusagte.
Und tatsächlich traf nach ein paar Tagen ein Päckchen mit dem Hardcover von „Am Sterbebett einer Welt“ ein. Vom verlegenden Nectu Verlag habe ich noch nie gehört. Eine kleine Google Recherche ergab weder vollwertige Information über den Verlag noch über den/die Autor*in.
Aber der Nectu Verlag scheint zum KOVD Verlag zu gehören, der sich auf hochwertige und besondere Hardcover verlegt hat, in seinem Imprint Nectu aber mehr auf schnell Produktion setzt und die er direkt über Amazon herstellen und vertreiben lässt.
Kann mit herkömmlichen Verlagshardcovern nicht konkurrieren.
Dieser Umstand lässt mich gleich zum ersten, kleineren Kritikpunkt kommen. Das vorliegende Hardcover macht keinen sehr hochwertigen Eindruck. Sowohl die handwerkliche Herstellung wie auch das visuelle Design erinnern an ein schön gestaltetes Fotobuch, nicht an einen professionell gesetzten Roman.
Aber die äußerliche Werte eines Buches verstellen mir in der Regel nicht den Blick auf das Innere. Es zählt für mich in der Regel der Inhalt und nicht die Verpackung.
Bei „Am Sterbebett einer Welt“ muss ich allerdings leider, leider sagen, dass mich auch der Inhalt nicht überzeugen konnte.
Aber ich will mit den positiven Eindrücken anfangen, denn es gab einige Aspekte, die mir sehr gut gefallen haben.
Ich mochte den ungewöhnlichen Aufbau dieser apokalyptischen Dystopie. Dürigen entwirft in dem Roman ein Setting in einer Welt kurz vor dem Untergang, die düsterer und nihilistischer kaum vorstellbar ist. Dabei verzichtet Dürigen auf große Erklärungen oder Einführungen. Ich bin gleich mitten im Geschehen, denn der Roman starte mit einer extrem brutalen Szene.
Die Assoziation, die sich mir aufdrängen, sind die apokalyptischen Welten von Matrix und Blade Runner oder aber „Der Dunkle Turm“ von Stephen King.
Ich möchte es nicht innovativ nennen, denn ich habe fragmentarisch aufgebaute Romane natürlich schon öfter gelesen, auch bei Dystopien, aber ungewöhnlich finde ich es durchaus.
Handwerklich habe ich einiges zu bemängeln, denn abgesehen von einer erkennbaren Handlung gelingt es Dürigen nicht, einen Spannungsbogen zu erzeugen. Für mich ist nicht zu erkennen, ob das überhaupt beabsichtigt ist. Durch den szenenartigen Aufbau mit wechselnden Perspektiven, der eigentlich reizvoll sein kann, entsteht bei mir Verwirrung und keine Identifikation mit den Figuren.
Schlaglichtartige Erzählweise
Dürigens Roman kann bei mir allerdings mit seinem harten und klaren Schreibstil punkten, der zwar für mich ohne literarische Finesse ist, aber flüssig, verständlich und sehr gut diese düstere Stimmung erzeugt, die den Roman durchaus auszeichnet und mir auch gefällt.
In Summe würde ich sagen, dass die erzeugte Atmosphäre der größte Benefit des Romans ist, der aber ansonsten für mich nicht viel zu bieten hatte.
Falls du dich fragst, warum ich mir im Gegensatz zu anderen Rezensionen nicht mehr Mühe gebe, meine doch recht deutliche Kritik etwas netter zu verpacken, so liegt das an S-01-D selbst.
Mein mysteriöser, elektronischer Email Freund gab mir zu verstehen, dass keine höfliche Zurückhaltung gewünscht ist.
Diese ungewöhnliche Leseabenteuer hat mir sehr viel Spaß gemacht. Auch wenn dieser Roman kein Gewinn für mich war, würde ich mich freuen, wenn S. A. Dürigen weitere Roman schreiben würde, denn an Einfallsreichtum und einem guten Schreibstil scheint es nicht zu mangeln.
Vielen Dank, liebe*r S-01-D/S.A. Dürigen, für dieses innovative Erlebnis, es hat mich gefreut, deine düstere Welt zu besuchen und dir dort kurz Gesellschaft zu leisten
Schreibe einen Kommentar