DER SILBERRIESE von Andreas Moster

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Der Silberriese Andreas Moster

Ich war ja durch die kürzliche Lektüre von „Kleine Paläste“ gut auf den neuen Roman „Der Silberriese“ von Andreas Moster vorbereitet und voller Vorfreude!

Tatsächlich hat mich Moster mit den verhältnismäßig ruhigen und feinen Nuancen in „Der Silberriese“ ziemlich überrascht. Aber auch wenn Moster hier weitgehend auf abgefahrene emotionale Schockelemente wie in „Wir leben hier, seit wir geboren sind“ verzichtet, hat mir sein neuer Roman nicht minder gut gefallen.

Moster konzentriert sich ganz auf das vielschichtige und ambivalente Thema der Elternschaft. Und zwar auf deren absolute Unmöglichkeit und die mit ihr einhergehenden widersprüchlichen Gefühlswelt.

„Der Silberriese“ in Mosters Romans heißt konkret Patrick und ist ein ehemaliger olympischer Diskusswerfer, der alleine seine mittlerweile 12 jährige Tochter Ada großzieht.

Die Mutter des Mädchens, Kara, ebenfalls eine erfolgreiche Athletin und Amerikanerin, hat ihre Tochter schon als Baby einfach bei ihrem Vater zurückgelassen. Seitdem spielt sie im Leben der beiden keine Rolle mehr. Oder?

Patrick ist zwangsweise in die Rolle der alleinigen Hauptbezugsperson gewachsen, musste seine Sportkarriere bald aufgeben. Sie war nicht mehr mit der Versorgung eines kleinen Kindes vereinbar. Moster beschreibt die Auflösung des Ichs unter der Verantwortung für einen kleinen hilflosen Menschen seines Protagonisten für mich sehr authentisch und sehr nachfühlbar. Mir gefällt das gerade deshalb so gut, weil er dadurch auch die Vorstellungen von Geschlechterrollen auflöst, in denen Fürsorgearbeit in erster Linie Frauen zugesprochen wird. Deren ambivalente und komplexen Gefühle in Bezug auf Mutterschaft werden mittlerweile öfter in der Literatur thematisiert und hier durch den Silberriesen vom Geschlecht des Elternteil losgelöst.

Die abwesende Mutter – immer noch ein Tabu

Ada wächst heran, sie wird älter und selbstständiger, die Verantwortung bleibt. 

Im Wort “Silberriese” steckt nicht nur die Geschichte des Verzichts Patricks auf einen weitere Teilnahme a den Olympischen Spielen und seine letzte Chance auf eine Goldmedaille. Ich lese in dem Titel auch die Unmöglichkeit bei der Begleitung eines Kindes als Elternteil im übertragenen Sinne Gold zu gewinnen. Es ist nie möglich, perfekt zu sein. Nie möglich, alles richtig zu machen.

Auch Patrick, der Silberriese, gibt das Beste was ihm möglich ist. Er liebt, er kümmert sich, er ist immer da. Und trotzdem…Trotzdem entfernt sich Ada mit dem älter werden immer weiter von ihm.

„Die vielen Fehler der letzten Jahre im Gesicht dieses Kindes.“

Moster schreibt diese starken Sätze, die berühren. Und die die Verletzlichkeit des Silberriese zeigen. Der ist nicht nur körperlich durch die letzten Jahre gezeichnet, sondernd vor allem emotional. Er hat die Zeit, als Kara ging, verdrängt und das hat ihn viel Kraft gekostet.

Ja, ich fand den neuen Roman von Andreas Moster auch wieder klasse. Und auch ohne die großen Knalleffekte intensiv. 

Wenn dir “Kleine Monster” von Jessica Lind thematisch gefallen hat, wäre “Der Silberriese” vielleicht auch was für dich. 

Ich großes Dankeschön an den Arche Verlag und an Politycki & Partner für das sehr gewünschte Rezensionsexemplar. Und natürlich Danke und viel Erfolg an Andreas Moster für den Roman!

  • Der Silberriese Andreas Moster Klappentext
  • Andreas Moster

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