Die imaginäre Nacht von Hugo Lindenberg

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Die imaginäre Nacht Hugo Lindenberg Rezension

Der französische Autor Hugo Lindenberg überraschte 2023 mit seinem preisgekrönten Debütroman „Eines Tages wird es leer sein“ , den ich jetzt auch noch sehr gerne lesen möchte.

Denn sein zweiter Roman „Die imaginäre Nacht“ überzeugt mich mit seiner melancholischen Stimmung und seiner glasklaren Prosa.

“Die Zeit war vor fünfzehn Jahren in Aufruhr geraten, als der Sieben-Uhr-Zug über den Körper meiner Mutter fuhr. Um von ihrem Tod nichts zu wissen, führte ich mein Leben in der Vergangenheit.”

Die Mutter des jungen, erwachsenen Ich-Erzählers hat sich umgebracht, als er 6 Jahre alt war. Dass der Tod der Mutter ein Suizid und nicht etwa Unfall war, erfährt er erst als junger Erwachsener und es stellt seine ganzes Dasein in Frage.

Seine Kindheit und Jugend ohne Mutter waren schwierig und jetzt als Erwachsener ist er ziemlich lost.

In dem Versuch diesen Schmerz und seine Hilflosigkeit zu entdecken, beginnt er durch die Pariser Nacht zu streifen. In Clubs und bei Begegnungen lässt er sich treiben, traut sich seinem Begehren nachzugeben und seine Sexualität auszuloten.

Ihn quälen Fragen zum Leben und zum Tod seiner Mutter. Der Erzähler beginnt mit Menschen zu sprechen, die seine Mutter kannten, um ihr näher zu kommen.

Die Kurzbeschreibung nennt den Roman einen „schwindelerregender Entwicklungsroman, sinnlich und fieberhaft“ . Auch ich werde beim Lesen von dieser atmosphärischen Stimmung erfasst, die Lindenberg so meisterhaft zu erzeugen weiß. 

Die Leben der Mutter – ein imaginäres Leben?

Viele Sätze laden mich zum Nachdenken ein und versetzen mich in die Lebenswelt des Erzähler, in dem alles noch möglich ist, alles noch imaginiert werden kann. 

Ist das eine Last oder ein Geschenk?

“Manchmal wäre ich gerne schon alt, um mir die Unsicherheiten der Existenz zu ersparen.”

Ich fand den Roman auch sprachlich sehr besonders, den die Erzählstimme spricht klar und poetisch, nüchtern aber doch gefühlvoll. 

Und nach der langen Nacht erwartet mich am Ende ein kathartischer Schluss, der mir sehr gut gefällt.

Ich fand „Die imaginäre Nacht“ ist ein Roman, für den es die richtige Stimmung braucht um sich darauf einzulassen und der vielleicht nicht in jede Lebens- und Lesesituation passt. 

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