Die schmutzige Frau von Annette Pehnt

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Die schmutzige Frau von Annette Pehnt

🔹Das ist weniger ein Roman, als ein literarisches Experiment.

🔹Eine Frau, alleine in einer Wohnung. 

Sie verlässt die Wohnung nie, hat keine Verbindung zu Außenwelt mehr. 

Ab und zu kommt Meinmann vorbei, um…ja um was?

Wieviel von diesem Arrangement ist freiwillig, wieviel aufgezwungen? 

Die Frau als zu Hause wartende Männerfantasie?

🔹In wie vielen Beziehungen begrenzen toxische Abhängigkeiten einen Part auf einen immer kleiner werdenden Wirkungsradius?

Es gibt keinen wirklichen Grund, der die Frau daran hindert die Wohnung zu verlassen und das Arrangement zu beenden. 

Auf der Suche nach einem Motiv für dieses unterwürfige Verharren stoße ich auf allerlei Minderwertigkeits- und Unterlegegnheitsgefühle Meinemmann gegenüber.

Ist es das was Pehnt mit dem Adjektiv „schmutzig“ symbolisiert? 

🔹Der Schmutz als Stellvertretter für alles was Männern an einer Frau nicht gefallen könnte, eigener Wille und Widerspruch? Ein Gefühl von Scham, das sich nicht abwaschen lässt?

„𝘴𝘪𝘦 𝘪𝘴𝘵 ü𝘣𝘦𝘳𝘢𝘭𝘭 𝘥𝘳𝘦𝘤𝘬𝘪𝘨, 𝘯𝘶𝘯 𝘴𝘪𝘦𝘩𝘵 𝘦𝘳 𝘦𝘴 𝘱𝘭ö𝘵𝘻𝘭𝘪𝘤𝘩“ 

„𝘚𝘵𝘰𝘭𝘻 𝘴𝘪𝘦𝘩𝘵 𝘴𝘪𝘦 𝘢𝘶𝘴, 𝘦𝘪𝘯 𝘸𝘦𝘯𝘪𝘨 𝘢𝘣𝘸𝘦𝘪𝘴𝘦𝘯𝘥 𝘶𝘯𝘥 𝘥𝘳𝘦𝘤𝘬𝘪𝘨𝘦𝘳, 𝘢𝘭𝘴 𝘦𝘳 𝘥𝘢𝘤𝘩𝘵𝘦“

Pehnt lässt ihre Erzählerin Geschichten schreiben, die autofiktional (?) geprägt sind, dadurch findet ein leiser, innerer Emanzipationsprozess statt

„𝘐𝘤𝘩 𝘸𝘰𝘭𝘭𝘵𝘦 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘥𝘪𝘦 𝘴𝘤𝘩𝘸𝘦𝘪𝘨𝘦𝘯𝘥𝘦 𝘎𝘢𝘵𝘵𝘪𝘯 𝘴𝘦𝘪𝘯, 𝘥𝘪𝘦 𝘩𝘪𝘯𝘵𝘦𝘳𝘩𝘦𝘳 𝘖𝘳𝘥𝘯𝘶𝘯𝘨 𝘮𝘢𝘤𝘩𝘵“ doch sie stellt fest, genau das ist sie.

Schlimmer noch, 

„𝘜𝘯𝘥 𝘪𝘤𝘩 𝘮𝘦𝘳𝘬𝘵𝘦, 𝘥𝘢𝘴𝘴 𝘪𝘤𝘩 𝘬𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘔𝘦𝘪𝘯𝘶𝘯𝘨 𝘮𝘦𝘩𝘳 𝘩𝘢𝘵𝘵𝘦“

🔹Ich glaube, solches devote Verhalten schon bei Frauen gegenüber (ihren) Männern in meinem Umfeld erlebt zu haben. Dieses Verstummen, um den Männern das Wort zu überlassen. Dieses Verschwinden aus der Öffentlichkeit. 

Dennoch lese ich in Pehnts Text auch eine Ambivalenz zwischen dem Wunsch, die Verantwortung für sich selbst abzugeben, Meinenmann entscheiden zu lassen und dem Wunsch nach eigenen Entscheidungen. Das bringt mich zum Nachdenken.

🔹Ihr seht es schon an meinen vielen Fragezeichen, nichts ist wirklich klar in dieser Geschichte.

Und doch spricht mich der Text unglaublich persönlich an. Er resoniert mit alten Ängsten und Erinnerungen in meinem Inneren.

🔹Für mich durchaus ein kurzes lesenswertes Literaturvergnügen, das nachdenklich macht und das ich auf Grund seiner speziellen, individuellen Art nicht in Kategorien wie Highlight oder Empfehlenswert einordnen möchte.

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Eine Antwort zu „Die schmutzige Frau von Annette Pehnt“

  1. […] Lenis ihrem Mann gegenüber und das komplette Fehlen eigener Interessen erinnert mich sehr an „Die schmutzige Frau“ von Annette […]