Die Schwertkämpferin von Maxine Hong Kingston

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Die Schwertkämpferin Maxine Hong Kingston Rezension

Der Begriff Autobiografie führt vielleicht in die Irre, denn mit einer klassisch chronologisch erzählten Lebensgeschichte hat das Buch recht wenig zu tun.

Ich sehe das Buch vielmehr als autofiktionalen Roman, und  „Roman“ steht auch auf dem Cover der jetzt wieder in einer deutschen Neuauflage erhältlichen „Die Schwertkämpferin“.

Für mich liest sich der Roman episodenhaft und wie Schlaglichter, die jeweils unterschiedliche Aspekte aus dem Leben der Ich-Erzählerin beleuchten. 

Die Geschichten beginnen in China mit dem schrecklichen Schicksal der Tante der Erzählerin und berichten später zum großen Teil von der kulturellen und familiären Identität als Kind chinesischer Einwander*innen in den USA.

Die Schwerkämpferin – eine feministische Vorreiterin

Auch die legendenähnliche Geschichte der Schwertkämpferin, die als Mann verkleidet in die Schlacht zieht und Ruhmestaten vollbringt, erzählt davon.

„Bei den Chinesen wurden Frauen, die sich als Soldaten oder Studenten verkleideten, so tapfer sie auch gekämpft, so gut sie auch ihr Examen bestanden haben mochten, unweigerlich hingerichtet.

Doch der titelgebenden Schwertkämpferin gelingt ein emanzipiertes und heldenhaftes Leben, wie es sich die Erzählerin auch für sich selbst wünscht.

Nicht alle finden, dass ich eine Null bin. Ich werde niemals Sklavin oder Ehefrau werden. Auch wenn ich dumm bin, komisch rede und krank werde, lasse ich mich von euch nicht zur Sklavin oder Ehefrau machen.“

Ich empfand „Die Schwerkämpferin“ zu lesen als bereichernd und mit vielen Einblicken in die Gedankenwelt von Menschen, die sich losgelöst von ihrer Heimatkultur in einem neuen Land zurecht finden müssen. Und versetzt in Innenweltdie eines starken Mädchens und jungen Frau, die sich trotz großer innerer und äußerer Widerstände nicht ihre eigenen Gedanken verbieten lässt.

Allerdings fand ich in „Die Schwertkämpferin“ auch eine für mich ziemlich anstrengende Lektüre. Durch den episodenartigen Erzählstil fehlte mir manchmal der innere Zusammenhang und die zeitliche Einordnung. Auch die verwirrenden Verwandtschaftsverhältnisse und die ähnliche Namensgebung (Mondorchidee, Tapfere Orchidee) haben mir Konzentration abverlangt.

Von daher würde ich „Die Schwertkämpferin“ mehr an Leser*innen empfehlen, die sich speziell für feministische Literatur aus der chinesisch-amerikanischen Perspektive interessieren, als solchenn, die nach einem spannenden Schmöker suchen.

Aus dem Englischen von Gisela Stege

  • Maxine Hong Kingston
  • Die Schwertkämpferin Maxine Hong Kingston Klappentext

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