Eine neue Geschichte des Mittelalters aus der Sicht der Frauen
Nachdem mir das Hörbuch „Hexen – Eine Weltgeschichte in 13 Prozessen vom Mittelalter bis heute” von Marion Gibson so unglaublich gut gefallen hatte, wollte ich mehr.
Glücklicherweise gibt es mittlerweile immer mehr Literatur und Sachbücher, die sich speziell mit dem Anteil und Blickwinkel der Frauen in der Geschichte beschäftigen.
Dr. Janina Ramirez ist Kulturhistorikerin, Literatur- und Sprachwissenschaftlerin und Dozentin und Forscherin. Sie ist mit ihrer Erfahrung als Autorin von beliebten Sachbüchern die ideale Person um einem breiten Publikum unterhaltsam ihre Expertise zu vermitteln.
Ich kenne mich als Bauingenieur*in natürlich nur rudimentär mit der mittelalterlichen Geschichte aus. Aber Ramirez nimmt mich in mit ihren ausführlichen Beschreibungen komplett mit in medias res.
Nach einem Vorwort mit aktuellerem Bezug spannt sie den Bogen anhand den Beispielen einzelner mittelalterlichen Frauen chronologisch bis zum Nachwort, das wieder den Bezug ins heute herstellt.
Sie stellt mir bekanntere, aber hauptsächliche unbekanntere und vergessene Frauen des Mittelalters vor. Sie setzt sie in einen geschichtlichen Kontext und ordnet ihre Bedeutung ein.
Die Bekannteste unter ihnen dürfte wohl die Mystikerin Hildegard von Bingen sein, deren Illustration auch das Cover von „Femina“ schmückt.
In dem Kapitel über das Krieger(innen!) Grab von Birka finde ich viel Vertrautes über die teilweise fluiden Geschlechterrollen der Wikinger*innen, die ich schon aus anderer Lektüre kannte, noch etwas detaillierter ausgearbeitet.
Auch im Mittelalter gab es Frauen!
Auch wenn Ramirez aus ihrer feministischen Grundhaltung keinen Hehl macht, und natürlich immer wieder auf die Auslöschung und Verbannung der Frauen aus der Geschichte durch männliche Geschichtsschreibung hinweist, bleibt ihre Kritik sachlich und meiner Meinung nach zurückhaltend. „Femina“ besticht durch Kompetenz, genaue Informationen und Recherche und auf keinen Fall durch feministische Agitation.
Wer vielleicht vom Umfang des Hardcovers abgeschreckt ist, dem lege ich das Hörbuch ans Herz. Auch wenn es vielleicht durch die Eingrenzung auf das Mittelalter nicht ganz so ein Highlight wie „Hexen“ war.
Vielen lieben Dank an Aufbau Audio der Aufbau Verlage und an NetGalley für das digitale Hörexemplar. Und an Dr. Janina Ramirez noch viele Hörer*innen und Leser*innen für ihr augenöffnendes Sachbuch!
Sehr eingängig gesprochen von Hildegard Meier
Übersetzer:in wie schon bei „Hexen“: Karin Schuler
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