Jetzt habe ich dir in meinem Feed fast 400 Bücher und Hörbücher vorgestellt und besprochen, aber von dem Autoren, der den Grundstein meiner Lesesucht gelegt hat und den ich viele, viele Jahre fast obsessiv bewunderte, findest du noch keinen Beitrag.
Das liegt daran, dass diese alte Liebe, wie so oft , bei mir mit den Jahren etwas rostig und in Vergessenheit geraten ist.
Tatsächlich ist King aber auch der Autor, von dem ich sicherlich die meisten Romane gelesen habe.
Vor vielen, vielen Jahren waren seine Bücher aus der verborgenen und gruseligen Erwachsenenwelt, sie waren very american und unglaublich spannend. Und sie waren oft dick und vor allem in Büchereien verfügbar. Kurzum das perfekte Futter um meinen jungen, erwachenden Lesehunger zu stillen.
„The Stand“, „Dolores“ und „Misery“ gehörten zu meinen Lieblingskings der Klassiker. Bei den neueren Romanen fand ich „Der Anschlag“ herausragend gut und auch „Revival“ habe ich mit einer gewissen Spannung gelesen. Ansonsten gefiel mir Kings Hinwendung zum Krimigenre die letzten Jahre eher weniger und auch „Das Institut“ konnte mich in seiner Vorhersehbarkeit nicht mehr begeistern.
Natürlich wissen alle, die sich auch nur 5 Minuten mit der Vielfalt seiner Büchern beschäftigt haben, dass King nicht nur ein Verfasser von Gruselbüchern ist, die sich am Bahnhofskiosk gut verkaufen. Viele seiner Bücher sind tiefgründig und seine Figuren und Geschichten psychologisch detailliert und komplex ausgearbeitet. King kennt so manchen Abgrund in den Seelen der Menschen und in der Seele Amerikas.
In seinen Kurzgeschichten kommt sein Talent fesselnde Geschichten zu erzählen meiner Meinung besonders gut zur Geltung und die Sammlung „Ihr wollt es dunkler“ ist da keine Ausnahme, sondern ein besonders gutes Beispiel.
Meister des psychologischen und konkreten Grauens
Bei dem Titel der Kurzgeschichtensammlung denke ich natürlich sofort an Leonard Cohen und tatsächlich sind die dunklen Songs des verstorbenen Sängers der perfekte Soundtrack und Subkontext.
Da diese Rezension weniger eine sachliche Besprechung, sonder vielmehr meine lange ausstehende Hommage an meinen King der Spannungsliteratur werden soll, spare ich mir jetzt meine kleineren Kritikpunkte, die ich vielleicht sonst auf Grund meines schärfer gewordenen woken Blicks anbringen würde.
Die über 22h Stunden Spielzeit Von „Ihr wollt es dunkler“ fühlten sich für mich extrem nostalgisch an und waren wie ein nach Hause kommen. Sie haben mich besten und wärmsten unterhalten. Die Kurzgeschichten spiegeln die verschieden Tonarten und Stilmittel Kings perfekt wider und machen mir unglaublich viel Spaß.
Ein echtes Highligth ist ohne Frage „Der Antwortmann“ und auch das ziemlich düstere „Willie der Wirrkopf“ stach für mich deutlich heraus. Die klassische Geistergeschichte „Klapperschlangen“ mochte ich sehr und ich treffe dort auf alte Bekannte aus „Cujo“.
Überhaupt sind die Geschichten gespickt mit Querverweisen, Anspielungen und easter eggs, über die King mit seinem umfangreichen Oeuvre reichlich verfügen kann.
Ihr wollt es dunkler?
Ich meine auch öfter einen wehmütigen, bilzanzierenden und gereiften Unterton wahrnehmen zu können, den ich aus den vorherigen Kurzgeschichten nicht kenne. Manche Figuren befinden sich, so wie King selbst, am Ende ihres Lebens. Sie blicken auf ihr Leben zurück oder bereits nach vorne in das nächste ungewisse Abenteuer.
Für mich als Hörbuchliebhaber*in ist King seit vielen Jahren unweigerlich und glücklicherweise mit der Stimme von David Nathan verbunden, einem Sprecher, der zu meinen meist gehörten und meist geliebten gehört.
Mein Fazit fällt eindeutig aus: „Ich wollt es dunkler“ ist eine wunderbare und gelungene Sammlung aus Geschichten des Meister des Grauens. Sie ist sowohl für King Kenner*innen und Neustarter*innen eine absolute Lese-/Hörempfehlung.
„Unsere Fantasie ist hungrig und muss gefüttert werden“
Wenn du die Geschichten gelesen hast, würde es mich wahnsinnig interessieren, welches deine Lieblingsgeschichte war!
Aus dem Amerikanischen von Wulf Bergner, Jürgen Bürger, Karl-Heinz Ebnet, Gisbert Haefs, Marcus Ingendaay, Bernhard Kleinschmidt, Kristof Kurz, Gunnar Kwisinski, Friedrich Sommersberg, Sven-Eric Wehmeyer
Vielen Dank Random House Audio und das Team vom Bloggerportal für das digitale Hörexemplar von „Ihr wollt es dunkler“, das ich mir sehr gewünscht hatte!
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