Schon letztes Jahr im Sommer hatte ich erfahren, dass Anne Sauer 2025 ihr Romandebüt mit „Im Leben nebenan“ veröffentlichen wird. Ich hatte gerade ihren Essay über Taylor Swift „Look what she made us do“ gelesen und war davon sehr angetan, obwohl ich sicher kein Swifti bin. Ich mochte Sauers Art zu erzählen und ahnte, dass ein Roman von ihr sicher gut werden würde.
And it turns out: Ich finde, er ist gut geworden!
Ich denke, dass gerade ein jüngeres (äh, I know, Alter ist relativ…) weibliches Publikum Sauers Roman sehr mögen wird, beschäftigt er sich doch mit Entscheidungen, mit denen sich vor allem Frauen früher oder später auseinandersetzten müssen/sollen/wollen.
Gerade die Entscheidung für oder gegen ein Kind hat für Frauen* auf allen Ebenen immer noch einen ganz anderen Impact als für Männer*.
Sauer ist natürlich nicht die Erste, die aus der Frage: „Was wäre wenn?“ einen spannenden Roman strickt, aber mir macht dieses Gedankenexperiment immer wieder Freude. Allerdings nur beim Romanlesen. Um mir für mein eigenes Privatleben eine alternative Realität vorzustellen, fehlt mir die Fantasie (oder ich bin vielleicht schlicht zu zufrieden mit meiner Situation).
Hier oder im Leben nebenan?
Bei Sauer heißen die Figuren Antonia und Toni und sind eigentlich dieselbe Figur, die allerdings unterschiedliche Lebensentscheidungen getroffen hat. Während Toni in die Stadt gezogen ist und jetzt mit ihrem Freund Jakob versucht ihren Kinderwunsch zu realisieren, ist Antonia in ihrem Heimatdorf geblieben, hat ihre Jugendliebe geheiratet und ist bereits Mutter einer kleinen Tochter.
Dieses gegensätzliche Szenario und die Entwicklung der Figuren finde ich sehr reizvoll. Sauer nutzt es, um die Ambivalenzen von Freiheit und Einsamkeit herauszuarbeiten. Die anfängliche Konstruktion der Geschichte allerdings – eine junge Frau wacht plötzlich in einem anderen Leben mit Baby auf- und die abschließende Auflösung hätte ich nicht unbedingt gebraucht. Der Roman kann schon allein mit den Unterschieden in Tonis und Antonias Leben und in ihren Beziehungen gute Akzente setzen. Ich denke, hier hätte Sauer mehr auf die Stärke ihrer Ausarbeitung und der Kernthemen vertrauen können, statt auf eine vermeintlich rätselhafte Plotline zu setzten.
Sauers Erzählstil ist locker und modern und setzt nicht unbedingt auf literarische Finesse, sondern auf emotionale Nahbarkeit.
Ich freue mich auf alles, was von Anne Sauer noch kommen wird!
Vielen lieben Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar mit dem mega Cover. Danke und viel Erfolg an fuxbooks für ihren Roman!
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