Jeanie und Julius von Claire Fuller

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Jeanie und Julius Claire Fuller Rezension

Es ist schon länger her, dass ich einen Roman von Claire Fuller gelesen habe. „Bittere Orangen“ ist mir aber gut im Gedächtnis geblieben und zwar aus den Gründen, die auch „Jeanie und Julius“ zu einer besonderen Lektüre machten.

Die Beziehung der drei ist liebevoll und innig, sie lieben es gemeinsam zu musizieren und bauen ihre Lebensmittel in ihrem großen Garten an.

Ihr Leben scheint einfach und gut.

Doch wer jetzt einen Roman mit Cottage Core Feeling erwartet, liegt natürlich falsch, denn der Roman beginnt damit, dass Dot eines morgens tot in der Küche liegt.

Cottage Core und Land Idylle?

Schon mit den damit einhergehenden Formalitäten und den organisatorischen Details sind die beiden Geschwister völlig überfordert. In ihrer abgeschotteten kleinen Welt hatte sich immer ihre Mutter um alles gekümmert.

Jetzt sehen sich Julius und Jeanie plötzlich im mittleren Alter gezwungen, sich um die Finanzen und ihr Auskommen selbst kümmern zu müssen und werden mit unerwarteten Geldforderungen und den angeblichen Schulden ihrer Mutter konfrontiert.

Was hat Dot ihnen alles verschwiegen? Wie soll es jetzt weitergehen? Können sich die Geschwister aufeinander verlassen? Wer kümmert sich um wen?

Claire Fuller hat für mich wirklich eine ganz eigene Erzählstimme. Sie versteckt ihre intensive Themen gerne in kleinen, trivial scheinenden Geschichten. Ja, ich finde schon, dass sich „Jeanie und Julius“ sehr, sehr langsam an den Kern herantastet. Fullers Geschichte nimmt nur behutsam Fahrt auf und plätschert ein wenig dahin, fast kommt ein wenig Langweile auf, aber dann….(hier Knallgeräusch denken).

Es zeigt sich eine tieferliegende, subtilere Schicht aus Bitterkeit, Zynismus und Deutungsoffenheit, die den Schluss besonders und doppeldeutig macht.

Ich kenne diese Erzählweise schon aus “Bittere Orangen” und ich finde sie auch in “Jeannie und Julius”. Fast ein bißchen schade, dass sich diese Qualität erst gegen Ende des Romans zeigt, aber wahrscheinlich ist das nur meine persönliche Lesart. Ich mag außerdem den very british Style Fullers, der ihre Figuren und das dörfliche Setting so lebendig macht.

Ich finde in „Jeanie und Julius“ eine sehr lesenswerte Geschichte über Abhängigkeit und Emanzipation und der Roman war für mich das Highlight aus dem Frühjahrsprogramm des Kjona Verlags.

  • Claire Fuller
  • Jeanie und Julius Klappentext

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