Fandom aus marginalisierter Perspektive
Ich hatte so ungefähr gar keine Ahnung, was mich in „Nerd Girl Magic“ erwartet, aber ein gewisses Nerd Gefühl begleitet auch mich seit meiner Teenagerzeit.
Ein Bücher-Nerd Gefühl.
Nach der Lektüre des Buches weiß ich, dass ich auf gar keinen in die Kategorie Geeks und Nerds falle, die Simoné Goldschmidt-Lechner „Nerd Girl Magic“ beschreibt und der sie sich zugehörig fühlt.
Denn ich habe noch nie (!) ein Vidoespiel gespielt, der Fernseher in meinem Elternhaus hatte nur drei Programme und wenn ich als Jugendliche an einen Computer wollte, musste ich in die Stadtbücherei.
Jetzt lebe ich natürlich mittlerweile nicht mehr ganz hinter dem Mond, bin aber von jeder Art von Nerd Girl Magic Lichtjahre entfernt.
Umso mehr habe ich die Einblicke Goldschmidt-Lechners Welt genossen, die sie in ihrem neuen Buch mit ihren Leser*innen teilt.
Anhand ihrer eigenen Nerd Girl Geschichte erzählt sie von verschiedenen Facetten des modernen Fandomes in Gaming, Fantasy und K-Pop und wie sich beispielsweise die Rollenspielszene und die Rezeption von Fan Fiction die letzten Jahre verändert hat.
Von manchen Facetten wusste ich einfach noch gar nichts, beispielsweise wie Queerness in Mangas und Animes verhandelt wird. Bei anderen Kapiteln, wie das über Rassismus, Sexismus und Queerfeindlichkeit in „Herr der Ringe“, „Games of Thrones“ und „Harry Potter“, könnte ich (fast) mitreden.
Wir brauchen mehr Nerd Girl Magic!
Mir gefällt der lockere und andeutungsweise humorvolle Stil Goldschmidt-Lechners sehr gut und die Mischung aus ihren eigenen Erfahrungen, ihrer persönlicher Meinung und den Sachinformation find ich ziemlich gelungen.
Ich kann die Texte trotz vieler neuer Begrifflichkeiten aus Gaming und co. locker weglesen und ich hätte mir fast noch mehr Kapitel und weiterführende Informationen gewünscht.
Ich hoffe sehr, Fortsetzung folgt…
Goldschmidt-Lechner schreibt in „Nerd Girl Magic“ aus einer nicht-weißer, nicht-männlicher Perspektive und durchbricht damit ein lange vorherrschende Stereotyp.
„Die Welt der Geeks und Nerds verändert sich. Es sind nicht länger nur weiße männliche cis-Nerds, die sichtbar sind. Die queeren und nicht-weißen Nerds, die nicht-männlichen Geeks und alle dazwischen können nicht länger ignoriert werden.“
Das begrüße und feiere ich als Feministin natürlich sehr, bin aber, fürchte ich, angesichts des großen reaktionären gesellschaftlichen Backlashs nicht ganz so optimistisch wie die Autorin.
Aber vielleicht bietet genau dieses Nerdtum und Fandom, wie Goldschmidt-Lechner es beschreibt, eine Möglichkeit, die oberflächlichen und vorherrschenden Strömungen subversiv zu unterwandern und so letztendlich auch Veränderungen zu bewirken.
So hoffe ich zumindest.
„Wir sind Nrrd Grrrls.
Und wir werden die Welt verändern.“
Vielen lieben Dank an den unabhängigen Verbrecher Verlag für das wunderbare und gewünschte Rezensionsexemplar! Danke und viel Erfolg an Simoné Goldschmidt-Lechner für das Buch!
Illustration Marie Minkov
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