Die Kurzbeschreibung des Romans „OLD SOUL“ und die Blurbs auf dem Klappentext waren einfach so unglaublich gut und vielversprechend, dass ich ihn einfach lesen musste!
Ich lese ja schon gerne gruselige Horrorroman, aber natürlich nur wenn sie in literarisch ansprechender Form dargeboten werden, was leider viel zu selten der Fall ist.
Gerade wenn übersinnliche oder paranormale Elemente ins Spiel kommen, wird es oft…schwierig. Ein Beispiel für einen Roman, indem Grusel, Jenseitiges, Literatur UND Zeitgeschichte perfekt harmonieren ist „Unser Teil der Nacht“ von Mariana Enriquez oder vielleicht „Das Verschwinden“ von Sandra Newmann.
Auch „Old Soul“ würde ich in diese einzigartige Kategorie stecken. Es ist der vierte Roman der ausgezeichneten, britischen Autorin, aber der Erste, der jetzt auf Deutsch erscheint.
Vom Inhalt will ich dir nicht zu viel verraten, schließlich soll es ja spannend und gruselig bleiben.
Der Ich-Erzähler Jake verpasst in Japan seinen Flug nach Haus, genauso wie die Businessfrau Mariko. Da sie jetzt beide auf den nächsten Flug am nächsten Tag nach London warten müssen, beschließen sie gemeinsam etwas zu essen.
Eine klassische Zufallsbekanntschaft.
Doch während ihrer Unterhaltung stellen sie eine beunruhigende Gemeinsamkeit fest. Marikos Bruder hatte vor ein paar Jahren eine unerklärliche, psychische Episode und starb kurz darauf. Seine Wahnvorstellungen und sein Verhaltensmuster vor seinem Tod ähneln in unheimlicher Weise die von Jakes Freundin Lena, die ebenfalls kurz danach gestorben ist.
Beide Verstorbenen hatten kurz vor ihrem Tod die Bekanntschaft einer mysteriösen Frau mit einer unheilvollen und verstörenden Aura gemacht.
Jake, der endlich die Ursachen von Lenas unerklärlichen Veränderungen und ihren Tod kennen will, begibt, sich ausgehend von Marikos Geschichte auf eine Spurensuche.
Er findet noch wieder weitere Todesfälle, denen eine gruselige Wesensveränderung der Betroffenen vorausgingen und immer war eine mysteriöse Frau mit im Spiel.
Alter Stoff im literarischen Gewand
Und obwohl die Fälle bis weit in die Vergangenheit zurückreichen, scheint die Frau selbst nicht zu altern….
Gut, ja der Stoff ist jetzt für Kenner*innen des Genres jetzt vielleicht nicht der Allerneueste und der Innovativste, aber mir macht das gar nichts, denn die Darreichungsform finde ich äußerst spannend und abwechslungsreich.
Zwischen den einzelnen Stationen der Spurensuche des Erzählers, die ganz allmählich ein Muster offenbart, gibt immer wider Kapitel aus der Perspektive „der Frau“. Das ist schon ziemlich spannend und auch gruselig.
Der Schreibstil ist ehr schlicht gehalten, und erinnert dadurch ein wenig an die vergangene Gruselklassiker mit einem modernen Upgrade. Genauso Barkers Art, die einzelnen Erzählungen und Zeugnisse in den Bericht des Ich-Erzählers zu verschachteln.
Der Schluss des Romans bricht ein wenig mit den gängigen Tropes des Genres und überrascht mich ziemlich. Er sorgt dafür, dass mir der Roman noch eine Weile im Gedächtnis bleiben wird, auch wenn der Roman auf Grund kleinerer Längen nicht ganz ein Highlight war.
Auf jeden Fall sind Horrorromane auch für Literaturliebhaber*innen mit Vergnügen lesbar, wenn sie die richtige Auswahl treffen.
Ich hoffe, dass Susan Barker noch weitere Romane veröffentlicht und die dann auch ins Deutsche übertragen werden.
Vielen lieben Dank an den Suhrkamp Verlag für das Rezensionsexemplar mit dem stylischen Cover! Danke und viel Erfolg an Susan Barker für den Roman!
Aus dem Englischen von Volker Oldenburg
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