Schon Koschmieders letztes, ebenfalls selbst eingesprochenes Hörbuch „Dry“ hat mir sehr gut gefallen und mich bewegt. Anders als der Titel und die Kurzbeschreibung von „Dry“ vielleicht suggeriert geht es nur vordergründig um das Leben mit ihrer Alkoholsucht, vielmehr sind es sehr intime autobiografische Einblicke. Koschmieder spart nichts aus, besonders der frühe Tod ihres Lebenspartners und Vater eines ihres Kinder wird darin verarbeitet.
In „Schambereich“ geht Koschmieder ähnlich vor, doch der Anteil an wissenschaftlich untermauerten Information zum Thema ist hier wesentlich größer. Ebenfalls vorhanden sind die reflektierenden und sehr privaten autobiografischen Anteile, die Koschmieders Texte so einzigartig und lesenswert machen.
Wie der Title und das Coverbild schon andeuten, wagt sich Koschmieder in intimste Bereiche, nämlich in ihr eigenes und in Deutschlands Schlafzimmer.
Beginnend mit einem kleinen Abriss zur Geschichte der Sexualkunde im Nachkriegsdeutschland bis hin zum aktuellen Stand, wechselt die Autorin immer wieder auch zu ihrer eigenen sexuellen Biografie.
Koschmieder geht auf eine Spurensuche nach individueller, familiärer und gesellschaftlicher sexueller Prägung.
Ihre eigene Mutter ist eine magersüchtige und bulimische Alkoholikerin, die ihren Körper ablehnt und sich selbst nicht ertragen kann.
Sexualkunde mit feministischem Ansatz
Viele der sexualhistorischen Informationen sind für mich nicht neu. Koschmieder bereitet sie allerdings in Verbindung mit feministischen Ansätzen neu und frisch auf.
So sind wird das männliche fest verankerte sexuelles Entitlement genauso kritisiert wie die paradoxen sexuellen gesellschaftlichen Standards. Das gefällt mir natürlich sehr gut.
Auch sehr gut gefallen mir die vorurteilsfreie Beschreibungen von Koschmieder zu den neuesten und aktuellen Trends bezüglich der Vermarktung von Sex wie die Entwicklungen im Pornobereich und Plattformen wie OnlyFans.
Koschmieders kann mich mit ihrer ehrlichen und reflektierten Art, wie sie aus ihrem eigenen persönlichen „Schambereich“ berichtet wieder voll und ganz abholen.
Für mich ein wertvolles und gleichzeitig sehr unterhaltsames Hörbuch!
Buch und Hörbuch sind gerade beim Kanon Verlag erschienen.
Vielen Dank an den Kanon Verlag und Netgalley für das digitale Hörexemplar! Vielen Dank und viel Erfolg an Christine Koschmieder!
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