SIEBEN SEKUNDEN LUFT von Luca Mael Milsch

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Sieben Sekunden Luft Luca Mael Milsch Rezension

Milsch beschreibt den Zustand der Ausgelaugtheit und der inneren Leere.

„Die Termine, zu denen sie musste, die Aufgaben, an die sie zu denken hatte, das ständige Gehetztsein, ein voller Tag gefolgt von einem vollen Tag gefolgt von. Ein eigens von ihr gefüllter Tag.“ 

In Rückblicken erfahre ich bald mehr über die Kindheit von Selah, die Milsch sie aus der Ich-Perspektive erzählen lässt.

Die Erzählerin ist Tochter einer alleinerziehenden Mutter und wächst in finanziell und familiär schwierigen Umständen auf. Die Beziehung zur Mutter ist wenig liebevoll und von vielen Anforderungen und Erwartungen geprägt. Selah wird dazu konditioniert ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu unterdrücken und sich für sie zu schämen.

Das Gefühl, nicht richtig zu sein und sich für das eigene Dasein rechtfertigen zu müssen, wird sie bis in ihr Erwachsenenleben begleiten.

Woher kommt das Gefühl der inneren Leere?

Im Laufe des Romans verdichtet Milsch die emotionale Beklemmung der Erzählerin immer weiter. 

Die Beschreibungen der Ängste und Komplexe und die unerfüllt bleibende Sehnsucht nach der Anerkennung der Mutter resonieren in mir und stellen meinen eigenen Gefühle bloß. Meine ganze Ambivalenz zwischen Liebe und Ablehnung, zwischen Selbstschutz und Verletzlichkeit, zwischen Unverständnis und Verstehen spiegelt sich in Selahs Geschichte.

Milsch verwendet verschieden jeweils verschiedene Erzählpositionen, mal sehe ich Selah von außen, mal von innen und manchmal wird sie direkt angesprochen, was ich sehr gelungen und interessant finde.

Den letzten Abschnitt, der wieder in der Ich-Perspektive geschrieben ist, empfinde ich sowohl litarerisch als auch inhaltlich als unglaublich stark, bewegend und sehr anrührend.

„Was wird dann sein? Wer werde ich sein können, wenn du fort bist?“

Diese große persönliche Identifkation mit den Gefühlen der Erzählerin machen für mich kleinere Kritikpunkte des Romans mehr als wett.

So gefiel mir der aus der Kinderperspektive erzählte Teil weniger gut und auch thematisch hätte mir vielleicht eine stärkere Fokussierung noch besser gefallen.

Für Luca Mael Milsch ist „Sieben Sekunden Luft“ nach zahlreichen Übersetzungen und anderen eigenen Publikationen der erste Roman, dem hoffentlich noch weiter folgen werden.

Ich möchte gerne mehr von dieser sensiblen und kraftvollen Stimme lesen!

  • Sieben Sekunden Luft Klappentext
  • Luca Mael Milsch

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