Stolz und Widerstand

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Stolz und Widerstand Shqipe Sylejmani Rezension

Geschichten zweier Welten von Shqipe Sylejmani

Shote Hoti ist auch die Ich-Erzählerin und Protagonistin des Romans „Stolz und Widerstand“, bereits der dritte in dieser Reihe, den ich jedoch auch ohne die beiden Vorgängerromane zu kennen, problemlos als eigenständige Geschichte lesen konnte.

Wie bereits in „Bürde und Segen“ geht Shote in „Stolz und Widerstand“ auf eine Reise, die sie in die Länder Nordmazedonien, Kosovo, Montenegro und schließlich Albanien führt. Länder, über die ich kaum etwas weiß, und über die ich gerne mehr erfahren würde. Auch diesmal ist der Anlass der Reise eine tiefe Identitätskrise, denn Shote hat ihr ungeborenes Wunschkind mit einer Fehlgeburt verloren. Der Verlust löst tiefe Verunsicherung, Angst und Selbstzweifel in Shote aus und erschüttert ihr Selbstverständnis als Frau.

“Ich wollte so sehr diesen defekten Körper abstoßen und mich wieder wie ich selbst fühlen.” 

Auf ihrer Reise in die Länder ihrer Herkunft spricht sie mit vielen verschiedenen Frauen und lauscht ihren oft sehr leidvollen Geschichte. Die Region Kosovo-Albanien ist auch 25 Jahre nach dem Krieg, den Unterdrückungen und Vertreibungen noch schwer gezeichnet.

Heldinnenreise zur Heilung

Doch die Frauen, mit denen Shote trifft, sind nicht verzweifelt, sondern sind hoffnungsvoll und voller Vertrauen in die Zukunft.

“Diese Frauen gingen mit einem unerschütterlichen Grundvertrauen in das Schicksal durch das Leben. Und in ihrer Geduld gedieh ihr Widerstand.”

Währenddessen zweifelt Shote, ob sie mit ihrem Verlobten Luan den Versuch einer weiteren Schwangerschaft wagen soll.

Ganz allmählich geben ihr die Gespräche und die Geschichten der Frauen Mut und Zuversicht.

“Mein Herz pochte, als ich mir vorstellte, dass auch ich eines Tages das Glück meines Kindes über mein eigenes würde. Und ich spürte, wie klar mein Wunsch sich in diesem Gefühl entfaltete.”

In diesem Zitat kannst du vielleicht auch schon erkennen, warum mir der Roman letztlich nicht gefallen hat, weder stilistisch noch inhaltlich.

Stilistisch haben mich die hölzernen und gestellten Dialogen und Gesprächen und grundsätzlich der sperrige Erzählstil einfach so gar nicht abgeholt, auch wenn diese Sprache vielleicht den Stil der wiedergegebenen Mythen und Legenden widerspiegelt.

“Der einzige Mensch, der dich glücklicher sehen will als sich selbst, ist deine Mutter.

In meinen Augen zeichnet Sylejmani ein viel zu eindimensionales Bild der Ehe und der Mutterschaft (als wahre Erfüllung der Frau?), die jede Ambivalenz ausblendet. Auch der Schluss des Romans hat mir in seiner Vorhersehbarkeit und seiner mangelnden Subtilität enttäuscht.

“Doch wir sind stolz. Wir sind erhaben. Und voller Würde.

Wir fordern heute mehr denn je den Respekt ein, der uns gebührt. Für unsere Ahninnen, unsere Mütter, unsere Schwestern und unsere Töchter. Und für uns selbst.”

Wirklich schade, dass mir der Roman dieser interessanten Autorin so wenig gefallen hat. Und auch wenn ich über die Balkan Region gerne noch mehr in literarischer Form lesen möchte, werde ich nicht mehr zu einem weitern Roman der Autorin greifen.

  • Shqipe Sylejmani
  • Stolz und Widerstand Shqipe Sylejmani Klappentext

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