Und auf einmal diese Stille.

Geschrieben von:

Die Oral History des 11. September

Natürlich kann ich mich noch ganz genau daran erinnern, wie ich den Einsturz der beiden Zwillingstürme des World Trade Centers live vor dem Fernseher verfolgte. 

So wie viele andere Menschen.

Ich sah die fallenden und springenden Menschen und dieser Anblick hat sich tief bei mir eingebrannt.

Im Laufe der Jahre habe ich einige Dokumentationen zu den Ereignissen vom 11. September gesehen, zu seinen politischen Hintergründen und vor allem in der Nachlese zu Verschwörungstheorien. Als Bauingenieur*in interessierten mich besonders die konstruktiven Hintergründe, die zum Einsturz führten.

Was allerdings genau an diesem Tag in den Herzen der Amerikaner*innen geschah, damit habe ich mich relativ wenig beschäftigt. Die vielen tragischen Einzelschicksale habe ich weitgehend ausgeblendet.

Diese Lücke schloß das Hörbuch „Und auf einmal diese Stille“ auf eindrücklichste Weise. Schon nach einer halben Stunde bin ich den Tränen nahe, nämlich als die Aufzeichnung der Anrufe aus dem ersten entführten Flugzeug eingesprochen werden.

Doch „Die Oral History des 11. September“ ist soviel mehr als eine Sammlung einzelner Erfahrungen. Sie ist ein Spiegelbild dessen, wie Amerika diesen schrecklichen Tag, der alles verändern sollte, erlebt hat.

Dieses Spiegelbild reicht durch alle gesellschaftliche Schichten, von der Angestellten im World Trade Center, über das Bodenpersonal an den Flughäfen. Von der Schülerin in Manhattan bis zu direkt involvierten Regierungsmitarbeiter*innen im Weißen Haus.

Ich erfahre die Gedanke von Andrew Card, als er dem Präsidenten während jenem Schulbesuch die furchtbare Mitteilung ins Ohr flüstern muss.

Bilder, die wir alle aus dem Fernseher kennen

„Und auf einmal diese Stille“ ist ein herausragendes und bewegendes  Zeitzeugnis und gibt einen tiefen und emotionalen Einblick in die amerikanische Seele.

Die besonderen Betonung des amerikanischen Heldenmuts und den Stellenwert des amerikanischen Patriotismus nehme ich durchaus nicht völlig unkritisch wahr, möchte ich aber unkommentiert lassen.

Die einzelnen Zeitzeugenberichte sind perfekt ineindergreifend ausgewählt und werden von einem Starensemble der besten deutschen Hörbuchsprecher*innen kongenial eingesprochen. Ich möchte die hervorragende Qualität dieser lebendigen Hörbuchproduktion noch einmal ausdrücklich betonen. Besonders für diejenigen, die vielleicht vom Umfang der gedruckten Version abgeschreckt sind.

Wahrscheinlich mein letztes Hörbuch Highlight für dieses Jahr. 

Ein würdiger Schlusspunkt und eine unbedingte Empfehlung zum Jahresende.

Aus dem Englischen von Philipp Albers und Hannes Meyer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert