VILHELMS ZIMMER von Tove Ditlevsen

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Vilhelms Zimmer Tove Ditlevsen Rezension

Tove Ditlevsen ist mir schon sehr oft auf Bookstagram begegnet und sie hat eine eingeschworene Fangemeinde. Natürlich hat es mich dann auch interessiert, was es mit den Romanen der vielgelobten dänischen Schriftstellerin auf sich hat.

Jetzt habe ich ihren Roman „Vilhelms Zimmer“ gelesen und habe eine vage Ahnung, was die Faszination der Autorin ausmacht, weiß aber auch sicher, dass ich mich nicht dem Fanclub anschließen kann.

“In Lises und Vilhelms Geschichte, die vielleicht auch von vielem anderen handeln wird, ist nichts zufällig, und nichts hätte anders sein können.“

Oder vielleicht sind es auch gar nicht die abstrakten Mechanismen, sondern ganz konkret ein gewisser egoistischer, frauenverachtender Männertyp wie Vilhelm. Und auf jeden Fall zeigt Ditlevsen die möglichen verheerenden Konsequenzen dieser Abhängigkeit und dieser gesellschaftlichen Verachtung für Frauen.

Da ich in „Vilhelms Zimmer“ der eigentlichen Handlung nicht vollständig folgen konnte, nehme ich hauptsächlich die Stimmung war, die mich ein bisschen an das Kammerspiel „Die Gespenstersonate“ von Strindberg erinnert. Denn in Vilhelms Zimmer scheinen Gespenster zu wohnen, die das Leben der Frauen auch dann noch beeinflussen, wenn sie gar nicht mehr anwesend sind.

Starke autofiktionale Komponente

Vilhelm wohnt nämlich schon längst nicht mehr in seinem Zimmer, er ist ausgezogen, hat seine Frau Lise verlassen und ist mit einer  Jüngeren zusammengezogen.

Der Roman ist aus der Perspektive von Lise erzählt und Ditlevsen variiert die Ich-Perspektive mit der auktorialen Erzählweise, was sicher aussagekräftig und kunstvoll ist, auf mich aber einen sehr verwirrenden Effekt hat.

Als sehr hilfreich und meine Lesart des Romans bestätigend, empfand ich das Nachwort der Übersetzerin Ursel Allenstein. Sie liefert darin für mich wertvolle Interpretationshilfe und lässt mich das Gelesene noch mal mit anderen Augen bewerten.

Die starke auto- und metafiktionale Ebene und die Parallelen des Roman mit Ditlevsens Leben lassen mich dann doch nicht kalt. 

Und vor allem das Wissen, dass „Vilhelms Zimmer“ der letzte Roman ein Jahr vor dem Suizid der Schriftstellerin war, lassen mich das Ende noch mal ganz anders erleben.

  • Vilhelms Zimmer Tove Ditlevsen Klappentext
  • Tove Ditlevsen

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