Liest du gerne Krimis? Also ich bin kein großer Krimifan (mehr), besonders wenn klassisch ermittelt wird und viel Zeit auf die Frage aufgewendet wird, wer denn der/die Täter*in sein könnte.
Beide Elemente sind in den Kriminalromanen von Christoffer Carlsson vorhanden und ich liebe sie trotzdem sehr.
Möglichkeit a) ich habe massive Vorurteile gegenüber Krimis und sollte einfach wieder mehr aus dem Genre lesen oder
Möglichkeit b) Carlsson ist ein meisterlicher Erzähler und seine Romane sind auch für Literaturliebhaber*innen was ganz Besonderes.
Ich tendiere zu b). Nachdem ich die beiden Vorgängerromane schon als Hörbuch absolut stark und spannend fand, konnte mich auch „Wenn die Nacht endet“, diesmal als Hardcover, wieder voll überzeugen.
Carlsson stellt auch in diesem Kriminalroman nicht die Ermittlungsarbeiten in den Vordergrund, sondern die Psychologie seiner Figuren. Und er widmet sich wieder Personen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Seine Romane spielen immer in ländlichen, wirtschaftlich und infrastrukturell schwachen Regionen Schwedens.
Bewahrheiten sich alte Vorurteile?
Im Mittelpunkt steht die Freundschaft der Teenager Killian und Sander. Der Ausgangspunkt ist eine eigentlich typische Party unter Jugendlichen, die weitreichende und jahrzehntelange Folgen haben wird. Denn am Morgen nach der Party wird ein erschlagener Jugendlicher in einem Auto gefunden, der sowohl mit Killian und Sander befreundet war.
Die Ermittlungsarbeiten laufen ins Leere, es wird nie jemand für die Tat zur Verantwortung gezogen.
Carlsson arbeitet wieder mit verschiedenen Zeitebenen und die Jugendlichen von damals sind heute Erwachsene Mitte 40. Der damalige Mord hat ihr Leben in unterschiedlicher Weise geprägt und verändert.
„Wem es gelingt, sich von seiner Vergangenheit zu befreien, der erhält ein zweites Leben.“
Doch dann passiert ein weiteres Verbrechen und die ungelösten Fragen der Vergangenheit drängen zurück an die Oberfläche…
Fairerweise muss ich sagen, dass ich die beiden Vorgängerroman von der Krimikonstruktion sowohl raffinierter als auch überraschender fand. Ich ahnte bereits einige der Zusammenhänge weit im Voraus, was aber ihre Tragik nicht minderte. Der Ermittler Vidar, den ich bereits in den vorigen Romanen so gut kennen gelernt habe, blieb diesmal sehr im Hintergrund, so dass die Bücher ohne Probleme auch unabhängig voneinander gelesen werden können.
Ich schließe mich den begeisterten Pressestimmen zu Carlssons Arbeiten uneingeschränkt an. Für mich war „Wenn die Nacht endet“ wieder großartige und spannende Unterhaltung auf hohem Niveau! Ich empfehle Carlssons Kriminalromane auf jeden Fall auch oder gerade an Nicht-Krimileser*innen weiter!
Aus dem Schwedischen von Ulla Ackermann
Vielen lieben Dank an den Kindler Verlag vom Rowohlt Verlag für das lange ersehnte und gewünschte Rezensionsexemplar und Danke und viel Erfolg an Christoffer Carlsson für den Roman!
Schreibe einen Kommentar