Das Colum McCann richtig gut schreiben kann, hatte ich schon nach dem Erinnerungsbuch „American Mother“ realisiert, in dem er der amerikanischen Diane Foley seine Stimme leiht. Mit was für einer großartigen Erzählkunst der irische Schriftsteller allerdings in einem fiktiven Roman aufwartet, damit hat er mich doch sehr überrascht und auch begeistert.
Eigentlich wollte ich „Twist“ ja auch nicht wirklich lesen. Ein Roman über die Reparatur von unterseeischen Transatlantikkabeln? Da zündet sogar bei mir als Bauingenieur jetzt erst mal kein Feuerwerk.
Aber sobald ich mit dem Hörbuch angefangen hatte, war ich gefesselt. McCann gelingt es sofort, mich mit seiner Geschichte zu fesseln, die sich eben nicht nur um die Kabel in der Tiefe dreht, sondern vor allem um die uneinsehbaren dunklen Tiefen in uns Menschen.
“Twist“ ist spannender als gedacht (auch ohne Twist)
Sein Erzähler ist der etwas abgehalfterte Journalist Fennell, der auf der Suche nach einer spannenden Reportage an Bord eines Kabelreparaturboots gehen möchte. Dabei lernt er in Kapstadt den Missionschef John Conway und seine sympathische Frau Zanele kennen. Conway ist ein Enigma und seine Figur macht einen Teil der Faszination des Romans aus. Auch Fennell ist von dem rätselhaften Mann fasziniert. Als ein Kabelbruch das Internet verlangsamt und das Schiff zu einer Reparaturmission auslaufen muss, ist Fennell trotz Conways Widerstände und Bedenken mit an Bord.
Ihm ist klar: Ist das Schiff erst für seine monatelange Mission auf See, gibt es so schnell kein Zurück…
Das hört sich jetzt in dieser sehr verkürzten Zusammenfassung vielleicht ein bisschen nach Räuberpistole an, und ich gebe auch zu, dass der alkoholdurstige, beziehungsunfähig Journalist Fennell verdächtig nach #männerlesen klingt, aber das greift meiner Meinung nach hier zu kurz.
Colum McCann erzählt nicht nur perfekt spannend und mit einer gelungenen Konstruktion, sondern auch menschlich tiefgründig. Zudem ist seine Darstellung des Journalisten Fennell so authentisch, dass ich wirklich für einen (ganz) kurzen Moment unsicher bin, ob der Roman nicht doch autofiktional ist.
Ich vermute, ein großer Teil meines Vergnügens liegt auch in der einfach großartigen Performance des Sprechers Robert Frank, der das Hörbuch eingesprochen hat. Ich liebe die Stimme des Schauspielers und Regisseurs, der eigentlich sonst Bücher aus Genres vertont, die nicht unbedingt meinen Lesegewohnheiten entsprechen.
Das Hörbuch ist hier wirklich eine große Bereicherung für die Geschichte.
Produziert von Aufbau Audio der Aufbau Verlage. Das Hardcover erschien beim Rowohlt Verlag.
Übersetzt von Thomas Überhoff

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