Ich hatte ein bißchen gezögert mir den zweiten Roman „Blaue Tage“ von Tatjana von der Beek zu holen. Mich hatte ihr Debütroman „Die Welt von den Fenstern“ jetzt nicht so wirklich begeistern, auch wenn ich das Thema interessant und ihren Stil sehr ansprechend fand.
Aber als ich den Titel und das Setting für „Blaue Tage“ sah, wollte ich den Roman unbedingt lesen, weil er perfekt in meine kleine Serie von Segelromanen passt. Nach „In blaukalter Tiefe“, „Blaues Wunder“ und „Ocean – Gefangen im Blau“ hat jetzt schon der vierte Roman das Blau des Meeres in seinem Titel.
Allerdings unterscheidet sich „Blaue Tage“ inhaltlich schon etwas von den anderen genannten Romanen. Zwar bedeutet auch hier der Aufbruch zu einer Segelreise für die Protagonist*innen Konfrontation und nachhaltige Veränderung, doch Tatjana von der Beek bereitet ihre Geschichte weniger actionlastig auf. Ihr Fokus liegt mehr auf der inneren Entwicklung ihrer Ich-Erzählerin Leo und den innerfamiliären Konflikten, die in der kleinen Urlaubsgruppe aufkommen. Zu der Gruppe gehören in diesem Fall neben Leo und ihrem Freund auch ihre Schwester Emma und deren Lebenspartner.
Vor allem zwischen den beiden Schwestern Leo und Emma zeigen sich schnell Spannungen, da beide mit ihren Partnern vorgeblich möglichst bald ihren Kinderwunsch realisieren wollen.
Auch ihr Vater ist mit von der Partie. Er hatte sich die letzten Jahre stark von seinen beiden erwachsenen Töchtern distanziert, was sie verletzt hat. Er hatte die beide zu der Fahrt mit dem Katamaran eingeladen. Schnell wird den beiden Schwestern klar, dass es einige Geheimnisse im Leben ihres Vaters gibt.
Schließlich stößt zu der Reisegruppe noch die Skipperin Alex, denn bei der Steuerung des Katamarans geht einiges schief und die professionelle Seglerin bietet ihre Hilfe an.
Blaue Tage auf dem Meer
Natürlich bleiben auf dem engen Katamaran, wie es bei einem Segelroman so üblich ist, wenige Konflikte unter der Oberfläche, sondern drängen in der aufgeladenen Atmosphäre nach oben…
Mir gefällt gerade die Konstellation der beiden Schwestern. Auch Entwicklung der Erzählerin Leo erzählt von der Beek spannend und nachfühlbar. Es ist ein wunderbar sensibler Roman über eine späte Identitätsfindung und über das Ausbrechen aus sicher geglaubten Zukunftsplänen und spröde gewordenen Beziehungen. Dabei würde ich für mich den Roman als schönen Sommer- oder Urlaubslektüre einordnen- er hat mich gerade während meiner Urlaubstage an der Ostsee wunderbar unterhalten. Als solchen empfehle ich ihn dir gerne weiter.
Und warum „Blaue Tage“ auch ein wunderbarer sommerleichter Beitrag für den #pridemonth gewesen wäre, solltest du am besten selber herausfinden.
Vielen lieben Dank an den Kampa Verlag für das Rezensionsexemplar mit dem tollen Cover. Danke und viel Erfolg an Tatjana von der Beek für ihren neuen Roman!
Schreibe einen Kommentar