Die Harpyie von Megan Hunter

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Die Harpyie Megan Hunter Rezension

Eine kurze Insta-Recherche ergab, dass der Roman auf geteiltes Echo stößt. Ich gehöre zu den Likern. Ich liebe den feministischen Ton des Buches, mag wie sich der anfangs analysierende Tonfall in ein metaphysisches Märchen verwandelt.

Zur äußeren Handlung nur ganz kurz: dem verheiratete Liebespaar Lucy und Jake geht es wie so vielen klassischen Hetero Paaren nach den Geburt ihrer Kinder. Die Leidenschaft ist abgekühlt und Lucy findet sich ungewollt in der gleichen Rolle wieder, die die Gesellschaft schon seit Generationen für Frauen vorsieht. Unsichtbar zu Hause, verantwortlich für die unbezahlte und abgewertete Care-Arbeit.

Dann findet sie heraus, dass Jake sie betrügt. Demütigung und Erniedrigung stauen sich auf, bis der Damm bricht…Lucy möchte bestrafen.

Das eigentlich Faszinierende des Romans ist die innere Handlung, die Verwandlung die nach und nach in Lucy statt findet. Ein wahnhafte Metamorphose von der devoten Ehefrau zur strafenden und mächtigen Harpyie.

Etwas in mir brach aus seiner Verankerung […]. Als habe sich ein Organ losgerissen um entwurzelt durch meinen Körper zu treiben.“

Sprachlich und literarisch ist das für mich großes Kino, Hunters Stil bewunderte ich schon bei „Vom Ende an“, auch wenn mich hier die Story nicht ganz so gepackt hat.

So wie Lucy sich immer weiter metaphorisch in die Harpyie verwandelt, so verwandelt sich der Roman immer weiter vom Realismus in ein düsteres Märchen. Gefällt mir sehr gut, auch oder weil der Schluss so schwer greifbar ist.

Ich bin froh, dass ich diesen Roman endlich von der Merkliste befreite habe und hoffe sehr auf baldige Neuerscheinungen dieser außergewöhnlichen Autorin!

Aus dem Englischen von Ebba D. Drolshagen

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Eine Antwort zu „Die Harpyie von Megan Hunter“

  1. […] Als die stärksten Passagen empfinde ich tatsächlich die Monsterpassagen am Höhepunkt der Handlung. Hier akummulieren sich vergrabene Sehnsüchtige, Hass, Liebe, Hunger in ursprünglichster Form und in der einfachen, starken Sprache des Monsters. Erinnert mich sehr stark an Megan Hunters „Die Harpyie“. […]