Was macht eine Künstlerin nach der kommerziellen Künstler:innenkarriere? Wenn man sich den Herausforderungen des Business nicht mehr stellen möchte?
Was bin ich dann und was mache ich dann?
Keine einfachen Fragen, denen sich Judith Holofernes stellen muss, als sie erkennt, dass sich ihre Bühnenzeit mit den Helden zu Ende zu neigt. In ihrer Autobiografie „Die Träume anderer Leute“ beschreibt Holofernes vor allem die Zeit nach der Auflösung der Band „Wir sind Helden“. Sie beschreibt ihre Suche nach sich selbst und der Unmöglichkeit künstlerische Freiheit und eine kommerziell stringente Musikkarriere zu vereinbaren.
Mich unterhält dieses wunderbare Hörbuch ganz vortrefflich! Sie gibt ganz persönliche Einblicke in ihre Zeit mit den Helden und in die Musikszene. Einblicke in eine Welt, die ich nur aus der Ferne aus den Medien kenne. Die Helden begleiteten mich durch meine Jugend und waren für mich stets der Inbegriff der coolen Indie-Popband. Umso überraschter war ich, das die von mir immer als selbstbewusst und so reflektiert wahrgenommene Holofernes, große Selbstzweifel und Hadern mit Schönheitsidealen offenbart. Diese Heldin auch nur ein normaler Mensch?
Herausragend ist Holofernes Sprachgewandtheit und witzige Selbstironie. Diese wunderbare Selbstironie verhindert gekonnt, dass gewisse Passagen ins Selbstmitleid abrutschen. Im Rückblick bewertet Holofernes Situationen mit tollem Humor und nimmt sich selbst oft nicht zu ernst. Auch ihre durch und durch aus künstlerischer Sicht geprägten Ansichten (Verweigerung! Non-Konformismus! Tiergedichte!) werden immer mit einem Augenzwinkern vorgetragen.
Ein großer Spaß und Genuss mit unterhaltsamen Einblicken in die Jahre der Selbst-Neuerfindung einer ungewöhnlichen Frau.
Genial gelesen von Schauspielerin, Produzentin und Sprecherin Nora Tschirner.
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