Geschichte der Unordnung von Simon Elson

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Geschichte der Unordnung Simon Elson Rezension

REZENSION

Bei dem vorliegenden „Geschichte der Unordnung“ allerdings zog mich der Blick auf dem Cover magisch an und natürlich die Tatsache, dass er autobiografisch ist.

Gerade im letzten Drittel entwickelte die „Geschichte der Unordnung“ eine Tiefe und eine intime Selbstreflektion, die mich sehr berührte.

Aufgebaut ist das Buch chronologisch und so lerne ich den Erzähler als Kind einer anthroposophischen Großfamilie kennen. Der Vater ist Lehrer an einer Waldorfschule, die Elson später als Schulkind auch selbst besuchen wird, die Mutter ist Hausfrau. Klassisches Familienleben sollte man meinen, doch bei den Elsons ist nichts konventionell. Die Familie lebt antikapitalistisch, ökologisch und chaotisch.

Elson ist noch sehr jung, als die Katastrophe über die Familie hereinbricht: der Vater stirbt bei einem tragischen Unfall.

Die tiefe Trauer und die Sprachlosigkeit reißt den Familienzusammenhalt auseinander. Die Trauer wird den Erzähler jahrzehntelang in seinem Griff behalten.

„Wir hatten unsere Katastrophe überlebt, doch sie hatte uns getrennt. Wir wurden nie wieder ein Ganzes.”

Der Tod des Vaters ist eine Zäsur. Elson beschreibt sein weiteres Erwachsenwerden als eine Abfolge von hedonistischer Verdrängung, unaussprechlicher Verzweiflung und einer Abkapselung von jedem Gefühl.

Ein Weg, der in die Selbstzerstörung und in den Selbsthass führt.

„An dem Gemäuer meiner Behausung klebten vergangene Existenzen, trotzdem kam mir die Welt viel zu nahe, während sich das Universum entfernte. Sozialekel hier, kosmische Sinnlosigkeit dort. Was ich früher beim Basketball und jetzt beim Tennis ganz gut konnte, einen definierten Raum beherrschen, gelang mir im Leben nicht.“

Was macht es mit einem jungen Menschen, der so früh im Leben so viel Halt verliert?

Ein Trauma in der Kindheit kann für immer prägen

Ich finde in Elsons Erzählung ganz viel Verletztheit und eine Seelenpein, die er selbst er spät in seinem Erwachsenenleben als solche erkennt. Viele Jahre ist sein Leben und sein Geist in Unordnung.

Das Aushalten seiner Ängste kostet Elson ungeheuer viel Kraft, die er irgendwann nicht mehr aufbringen kann und will.

Die Aufarbeitung der Beziehung zu seiner Mutter hat mich sehr für den Roman eingenommen. Elson reflektiert sehr ehrlich seinen Blick auf seine Mutter, die nach dem Tod ihres Mannes, die vier Kinder im Rahmen ihrer Fähigkeiten alleine großgezogen hat. 

Sprachlich finde ich den Roman wunderbar und sehr authentisch gearbeitet. Obwohl nur knapp unter 200 Seiten, verdichtet Elson seine Geschichte zu einer emotionalen Essenz, die das Potenzial hat viele Leser*innen zu erreichen. 

Ich fühle mich entwaffnet und berührt angesichts Elsons Roman und möchte ihn dir auch empfehlen. Unabhängig davon ob du gerne Coming-of-Age Geschichten liest.

  • Geschichte der Unordnung Klappentext
  • Simon Elson

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