Ich bin der Bruder von XX von Fleur Jaeggy

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Ich bin der Bruder von XX Fleur Jaeggy Rezension

Die Autorin von „Ich bin der Bruder von XX“, Fleur Jaeggy, ist eine italienischsprachige Schweizer Schriftstellerin und mittlerweile über 80 Jahre alt.

Die Originalausgabe der Erzählungen mit dem Titel „Sono in fratello di XX“ erschien bereits 2014 und wird jetzt erstmals in deutscher Übersetzung beim @suhrkampverlag verlegt. Auch weitere Romane, Erzählungen und Geschichten der renommierten Autorin werden fortan dort erscheinen.

Mir selbst war Fleur Jaeggy bis jetzt völlig unbekannt und ich bin von den zeitlosen, düsteren und mit Bedeutung aufgeladenen Erzählungen positiv überrascht.

Alle Erzählungen zeichnen sich durch eine abgründige, oft sogar gruselige Atmosphäre aus.

Inhaltlich umkreist Jaeggy die Themen Einsamkeit und Verzweiflung mit einem gewissen morbiden und nihilistischen Tenor.

Die Nähe des Tod zieht sich wie ein roter Faden durch die Erzählungen.

„Und jetzt ist der Albtraum da, der wahre und einzige Albtraum, zu leben. Es ist wichtig zu leben. Und es ist wichtig, dass einem das Leben gelingt.“

Es gibt gewisse Parallelen in manchen Erzählungen. So kommen mehrmals entfremdeten Geschwister vor, es wird öfter Feuer gelegt und wenn in den Erzählungen Familien oder zwischenmenschliche Beziehungen vorkommen, so sind diese in höchstem Maß dysfunktional und ungesund.

Mir persönlich gefielen tatsächlich die längeren Geschichten wie das äußerst gruselige „Der Letzte seines Stamms“ oder „Der Vogelkäfig“ fast besser als die ziemlich verstörenden sehr kurzen Erzählungen wie „Das aseptische Zimmer“.

Aber beunruhigend und abgefahren sind die Erzählungen alle und sie lassen mich bestürzt, ungläubig und nachdenklich zurück. Sie eignen sich in meinen Augen deshalb nur sehr bedingt zum Hintereinanderlesen. 

Wiederentdeckung einer großen Autorin

Jaeggys Stil ist knapp und reduziert und faszinierend in der klaren und kühlen Offenbarung des Wahnsinns der Figuren. In manchen Erzählungen überrascht mich ein unerwarteter Twist in einem Nebensatz oder in nur einem einzigen Pronomen. Das gefällt mir natürlich in den Kurzgeschichten und intensiviert das Leseerlebnis!

Für mich war die Autorin Fleur Jaeggy eine sehr interessante Entdeckung und mich würde jetzt interessieren, wie sie an ihren längeren Texten gearbeitet hat. „Die seligen Jahre der Züchtigung“, eine Novelle über ein von Gehorsam und Disziplin geprägten Mädcheninternat im Appenzell der sechziger Jahre, ist bereits auf meiner Wunschliste gelandet!

  • Fleur Jaeggy
  • Ich bin der Bruder von XX Klappentext

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