Jeder weiß, dass deine Mutter eine Hexe ist von Rivka Galchen

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Jeder weiß, dass eine Mutter eine Hexe ist Rivka Galchen Rezension

Kleiner Spoiler: es war für mich trotz der vielversprechenden Blurbs leider das langweiligste Buch der Reihe.

Galchen hat für den fiktiven Roman den sehr gut dokumentierten realen Hexenprozess von Katharina Kepler (1547-1622), der Mutter des bekannten Astronomen Johannes Kepler, als Ausgangsmaterial benutzt.

Deutschland, Leonberg im Jahre 1618. Katharina Kepler hat keine einfache Zeit hinter sich, als sie von der Reiboldin beschuldigt wird, sie mit einem Trank vergiften zu haben.

Kepler, jetzt bereits eine alte Frau, war unglücklich verheiratet. Von ihren sieben Kindern haben nur vier das Erwachsenenalter erreicht.

Galchen lässt Katharina in der Ich-Perspektive erzählen. Sie entwirft das Bild einer lebenstüchtigen, äußerst pragmatischen Frau, die nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg halten mag.

Eine Frau, die sich nicht mit der ihre zugedachten Rolle als Witwe und altes gebrechliches Weiblein abfinden will, sondern voll am Leben teilnehmen möchte. Und hinter deren scharfzüngigen und schroffen Schale sich ein weicher Kern verbirgt. Galchen zeigt Katharina als Frau, die ihre Familie, Freund*innen und Tiere liebt. Und bereit ist, viel für sie zu tun.

Die Gesellschaft bestraft unkonventionelle Frauen

Natürlich stößt die unabhängige Frau, die nach dem Tod/Verschwinden ihres Mann, auch sehr gut allein klarkommt und deren Kinder in der Welt erfolgreich sind, auf Neid und Missgunst.

Und wie ich schon aus Marion Gibson Buch über Hexenprozessen weiß, sind Hexereianschuldigungen das damalige Mittel der Wahl, um unkonventionelle und störende Frauen gesellschaftlich und juristisch abzustrafen.

„Witwen bleiben gewöhnlich daheim und laufen nicht wie ein Wirbelwind ständig in der Stadt herum. Die Keplerin hat sich, umtriebig, wie sie war, eher wie ein Mann gebärdet.“

Galchen wechselt in „Jeder weiss, dass deine Mutter eine Hexe ist“ zwischen der Ich-Perspektive von Katharina und den Erzählungnen ihres Freundes und Früsprechers Simon. Außerdem ergänzen (fiktive) Gerichtsprotokolle aus Zeugenbefragungen das Zeitgemälde aus Leonberg.

Auch wenn Galchen in der Danksagung schreibt, dass sie „nie mit so freudiger Begeisterung an einem Buch gearbeitet“ hat, spring diese Freude nicht so recht auf mich über. Ich finde schon, dass Galchen die Zeit und den Charakter Katharinas lebendig werden lässt, aber der Handlungsverlauf an sich lässt bei mir ziemliche Langeweile aufkommen. Viele Beschreibungen wiederholen sich und die entscheidenden Punkte, wie Kritik an Aberglaube, Klassensystem und Sexismus sind mir zu schwach ausgearbeitet.

Für wurde konnte der Roman seiner vielversprechenden Kurzbeschreibung nicht gerecht, aber vielleicht für dich? Und wenn du den Roman gelesen hast, schreib mir doch, wie du ihn empfunden hast!

  • Rivka Galchen
  • Jeder weiß, dass eine Mutter eine Hexe ist Klappentext
  • Zeugenverhör aus dem Protokoll des Hexenprozess gegen Katharina Kepler

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