Von hier ins Ungewisse – Erinnerungen
Ich wurde das erste mal auf Riley Keough durch ihre Hauptrolle in „The Girlfriend Experience“ aufmerksam, einer ambitionierten US Serie von 2016, in der sie ein Escort Girl spielte. Und erst kürzlich gefiel sie mir in „Daisy Jones & the Six“ mit seinem tollen Soundtrack.
Auch die anderen Frauen im Leben von Elvis Presley interessieren mich weitaus mehr als der King of Rock’n’Roll selbst. Die Erinnerungen seiner einzigen Tochter, Lisa Marie Presley, und seiner ältesten Enkeltochter, Riley Keough, waren also fast ein Must-Read für mich.
Das Buch besteht hauptsächlich aus den transkribierten Tonbandaufzeichnungen der Anfang 2023 verstorbenen Lisa Marie, die von ihrer Tochter Riley kommentiert und mit ihren eigenen Erinnerungen ergänzt werden.
In chronologischer Abfolge erzählt Lisa Marie Presley erst von ihrer Kindheit in Graceland und von ihrem berühmten Vater und wenig von ihrer berühmten Mutter. Später dann von ihren Beziehungen, ihrer Mutterschaft und ihrer Drogensucht. Zum Schluss dann auch von ihrer Verzweiflung nach dem Tod ihres Sohnes Danny und ihrem Wunsch von den Drogen wegzukommen.
Leider muss ich sagen, dass Lisa Maries Erinnerungen oft sehr anekdotisch bleiben und wenig von ihrem Inneren preisgeben. Auch wenn sie öfter von ihren Gefühlen spricht, bleibt sie an der Oberfläche und wirkt emotional indifferent.
Trotzdem ergibt sich für mich aus den zum Teil verstörenden Passagen das Bild einer Frau mit der verwirrten Psyche eines verlorenen elternlosen Kindes. Sie beschreibt auch noch als erwachsene Frau von der unendlichen und bedingungslosen Liebe zu ihrem vergötternden Vater, der allerdings in den geschilderten Episoden auf mich wie das Gegenteil eines verantwortlich handelnden Elternteils wirkt.
War Elvis kein Super Dad?
Sein Tod und die emotionale Abwesenheit ihrer Mutter in ihrer Kindheit und Jugend waren ein schweres Startkapital.
Riley Keough hingegen zeichnet mit ihren Erinnerungen das Bild einer wahrhaft liebevollen und großartigen Mutter, die es in weiten Teilen geschafft hat, das Trauma ihres eigenen Lebens nicht an ihre Kinder weiterzugeben.
Hier hätte ich mich sehr über tiefergehendere Reflektionen aus Keough Gedankenwelt gefreut.
Angesicht dieser gewissen Oberflächlichkeit, mit der Lisa Maries aus ihrem Leben erzählt und mit der genauso an der Oberfläche bleibenden Einordnung Keoughs war ich von dem Buch zwar gut unterhalten, aber eben auch nur oberflächlich. Gesellschaftskritische oder gar feministische Reflektionen, die ich zumindest in Ansätzen erwartet hatte, finden sich in den Erinnerungen nicht.
Wer sich allerdings für boulevardeske Details aus Lisa Maries Privatleben interessiert, kommt mit dem Buch vielleicht auf seine Kosten, denn es gibt ein paar kleinere pikante und befremdliche Enthüllungen.
Aus dem Amerikanischen von Sylvia Bieker und Henriette Zeltner-Shane, das Duo, das mich schon mit der Übersetzung von „I‘m glad my Mom died“ so begeistert hat.
Vielen lieben Dank an Penguin Bücher und an das Team vom Bloggerportal für das gewünschte Rezensionsexemplar.
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