Gleich vorweg, „Weiße Wolken“ ist vielleicht für andere Leser*innen amüsant, für mich war das aber ein richtiger Flop.
Jetzt kannst du selbst entscheiden, ob du weiterlesen möchtest oder nicht…
Eigentlich fängt es schon mit dem Klappentext an. Die Handlung und die vielversprechenden Konflikte, die dort beschrieben werden, finden nur am Rande und dann auch schon ziemlich am Ende des Romans statt.
Wie im Klappentext beschrieben, stehen die beiden Schwestern Dieo und Zazie im Mittelpunkt von Secks Geschichte. Ihre Lebensmodelle und der Umgang mit ihrer Identität könnte nicht größer sein. Zazie ist wütend auf alles, vor allem auf den Rassismus und Sexismus, der ihr als schwarze Frau entgegen schlägt.
Dieo ist verheiratet, Mutter von drei Söhnen und kämpft gegen die ungleiche Verteilung von Mental load in ihrer Ehe.
Außerdem gibt es noch diverse Eltern und Großeltern, die meisten in Deutschland, aber auch im Senegal, dem Herkunftsland von Papis, dem Vater von Dieo und Zazie.
Was sich erstmal nach einer perfekten Ausgangssituation für die Erörterung von wesentlichen gesellschaftlichen und individuellen Fragen anhört, zeigt sich nach ein paar Seiten als humorvoller und unterhaltsamer gedachter Familienroman.
Wo sind die Konflikte?
Könnte auch nett sein, funktioniert aber für mich nicht.
Mir kommen die wie am Reißbrett entworfenen Figuren zwar alle sehr sympathisch vor, aber doch auch sehr naiv und ohne Tiefgang. Selbst Simon, der mittelalte weiße Ehemann von Dieo, ist eigentlich ein netter Typ, dem Frau die Sache mit der mental load nur mal richtig erklären muss. Der Ärmste wurde einfach nur nicht genügend feministisch sozialisiert und hat deswegen die ganze Care Arbeit seiner Frau überlassen.
Fast alle Protagonist*innen handeln selbstverständlich nach einem hohen moralischen Standard wie aus dem Bilderbuch und sind immer nur dann genervt, traurig oder wütend, wenn es in die Situation notwendigerweise erfordert. So lässt sich natürlich jeder aufkommende Konflikt durch ein paar tränenreiche Dialoge in kürzester Zeit entschärfen.
Ich bin innerlich wahrscheinlich complety rotten, aber das finde ich unrealistisch, langweilig und patent wie in einer ARD Vorabendserie.
Am Ende von „Weiße Wolken“ kommt dann noch einer der reaktionären Tropes, die mich am meisten nerven und verärgern. Das war dann sozusagen das Tüpfelchen auf dem I.
Secks Schreibstil ist an sich unterhaltsam, fresh und sehr dialoglastig. Auch hier hätte mir mehr show, don‘t tell wesentlich besser gefallen.
Unterhaltsam? Vielleicht, aber eigentlich ärgere ich mich gerade viel zu sehr über diesen nervigen Schluss, als dass jetzt noch viele positive Worte zu diesem Roman finden möchte.
Vielen lieben Dank an den KiWi Verlag für das Rezensionsexemplar, an dem ich leider nur das Cover wirklich gut fand.
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